Drohungen von Mohammed M.?

Auch Österreich soll zur Zielscheibe radikaler Islamisten geworden sein. Auf Twitter soll eine entsprechende Drohung aufgetaucht sein, die der deutsche Verfassungsschutz entdeckt hat. Ausgesendet worden ist die Botschaft von Mohamed M., einem Österreicher ägyptischer Abstammung, der wegen seiner islamistischen Aktivitäten in Österreich bereits im Gefängnis war und sich jetzt in Syrien aufhalten dürfte.

Twittersuche. Screenshot

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Mittagsjournal, 14.1.2015

Den Prozess im Jahr 2007 beobachtet hat

Mohamed M. ist aus meiner Sicht ein klassisches Beispiel wie junge Leute erst in ein islamistisches Fahrwasser geraten, sich radikalisieren und dann zu Massenmördern werden - wenn man nicht mit ihnen arbeitet und versucht sie herauszuholen. In Wien war Mohamed M. schon seit den frühen 2000er Jahren bekannt als islamischer Aktivist, der gegen Diskriminierung angetreten ist, gegen Israel, gegen den Krieg in Afghanistan usw und damals haben ihn eigentlich die meisten Leute als eher obskure Randfigur eingeschätzt. Er redet schlecht deutsch, obwohl er hier aufgewachsen ist, und arabisch auch mit deutlichem Wiener Akzent. Später hat sich dann herausgestellt dass er hinter der GIMF steckt, der Globalen Islamischen Medienfront, einem obskuren Internetportal, und wegen diesen Aktivitäten ist er dann auch zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

Der damalige Prozess hat ja für große Aufregung gesorgt weil seine damalige Ehefrau sich geweigert hat vor Gericht den Gesichtsschleicher abzulegen?

Genau, und Mohamed M. hat damals auch sehr intensiv versucht den Prozess quasi als Bühne für seine islamistische Weltanschauung zu machen, aber hat dabei vor allem gezeigt dass er inhaltlich, argumentativ, rhetorisch. sagen wir so: nicht auf der Höhe ist. Im Gefängnis hat sich Mohamed M. dann offenbar weiter radikalisiert, nach seiner Freilassung hat er Österreich verlassen, ist nach Deutschland, hat dort die Organisation Millatu Ibrahim mitgegründet und ist dort zu einem wichtigen Akteur der islamistischen Szene geworden. Deutschland wollte ihn deswegen nach Österreich abschieben, dem ist er aber zuvorgekommen und befindet sich jetzt, soweit man weiß, in Raqua, der Hauptstadt des sogenannten Islamischen Staats.

Mehrere Experten meinen, Mohammed M. spiele im Führungszirkel des IS eine wichtige Rolle oder soll sogar ein Mitbegründer des IS sein. Kann das stimmen?

Über die Führung des IS weiß in Wirklichkeit niemand irgendetwas Genaues. Dass er militärisch eine Rolle spielt kann ich mir, nach dem wie ich ihn erlebt habe, nicht wirklich vorstellen, für die Entwicklung einer Ideologie eher auch nicht. Sehr wichtig ist er aber sicher wenn es darum geht Leute im deutsch-sprachigen Raum dazu zu bewegen sich dem IS anzuschließen- und dem Zweck dient wohl auch diese aktuelle Nachricht. Im Internet inszeniert er sich so: Wütender Junger Mann, der gegen die Ungläubigen kämpft, Zorn ist da wichtiger als Argumente. Durch die Haft hat er auch "Street Credibility". Auf dem aktuellsten Foto das es von ihm gibt sitzt er zufrieden lächelnd vor zwei nackten Leichen - für IS-Anhänger ist das offenbar attraktiv.

Die europäischen Behörden legen ihr Augenmerk auf junge Leute, die aus dem syrisch-irakischen Bürgerkrieg wieder nach Europa zurückkehren. Geht von denen wirklich eine so große Gefahr aus?

Das wird, glaube ich, ganz schwierig. Ich war vergangene Woche im Nordirak bei Leuten die vor diesem dem sogenannten IS geflüchtet sind und wenn man denen zuhört merkt man: Die IS-Leute sind völlig entmenschlicht: Massenerschießungen. Entführungen, Vergewaltigung von kleinen Kindern nur weil die kein Muslime sind. Auf einem ganz aktuellen Propagandavideo des IS schießt ein zehnjähriger Bub eigenhändig zwei angebliche russische Spione in den Kopf.

Wer länger in diesem System war, für den verschieben sich alle Wertigkeiten und von denen geht sicher eine Gefahr aus. Umso wichtiger wäre es zu versuchen mit Leuten die heute so sind wie Mohammed M. vor 10, 15 Jahren zu arbeiten, also bevor sie sich ideologisch abdriften und sie nicht einfach einsperrt nur um sie noch weiter zu radikalisieren.