EZB: Kauf von Staatsanleihen
In Frankfurt berät die Europäische Zentralbank, wie sie das Wirtschaftswachstum in Europa anschieben kann. Um 14:00 will sie bekannt geben, dass sie Anleihen im großen Stil in ihre Bilanzen nimmt. In einem ersten Schritt sollen es in Summe bis zu 600 Milliarden Euro sein, die dann in den Geldkreislauf eingespeist werden.
8. April 2017, 21:58
APA/dpa/Boris Roessler
Mittagsjournal, 22.1.2015
Eine Analyse,
Einmalige Aktion
Gut eine halbe Billion Euro - das klingt nach enorm viel. Wir müssen das jedoch in Relation zur gesamten Wirtschaftsleistung in der Währungsunion sehen und da machen 600 Milliarden Euro gerade einmal um die fünf Prozent aus. Faktum ist jedoch, dass die Zentralbank bei allen Maßnahmen gegen die schwache Konjunktur noch nie so massiv in ihren Instrumentenkasten gegriffen, noch die die Geldschleuse so weit geöffnet hat.
Schauen wir uns einmal genauer an, was die EZB bezweckt, die Flut aus dem Geldspeicher, die die Wirtschaftsleistung in Europa antreiben soll. Was also tut die EZB nun genau?
Die Zentralbank kauft von Banken, von Versicherungen, von Pensionskassen Schuldversschreibungen, vor allem Anleihen von Staaten, aber auch von Unternehmen. Die Anleihen werden somit für Investoren weniger attraktiv, weil die Rendite schrumpft. Die Anleger sollen dafür mit dem Geld Wertpapiere, also Aktien oder Firmenanteile, kaufen. Geld wir somit in die reale Wirtschaft umgeleitet. Die Unternehmen sollen dann mit dem frischen Geld Investitionen tätigen - sei es in Infrastruktur, neue Produkte et cetera. Helfen sollen dabei die derzeit niedrigen Kreditzinsen und der vergleichsweise niedrige Eurokurs gegenüber dem US Dollar. Im Idealfall folgen den Investitionen vermehrt Einkäufe - das kurbelt dann die Konjunktur an, Jobs werden geschaffen und, dank höherer Nachfrage, stabilisiert sich die Teuerungsrate. Und die will die EZB von momentan nahe Null in der Eurozone wieder knapp zwei Prozent heben. Für die Zentralbank ist das ein Wert, in dem sich ein gesundes Wirtschaftswachstum widerspiegelt.
In den USA und in Großbritannien hat das Projekt Geldflut ja gewirkt, in Japan hingegen nicht. Warum geht die Mehrheit der EZB Mitglieder davon aus, dass die Maßnahmen wirken?
Vor allem Länder aus dem Süden der Euro Zone machen Druck, weil deren Wirtschaft nur schwer in Schwung kommt. Denn Geld soll nicht nur in die Aktienkurse von Unternehmen fließen, sondern auch über Bankkredite an die Konsumenten. Die müssen bei diesem Spiel jedoch mitspielen, also einkaufen gehen. Die Banken nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. In Europa ist ein Geldinstitut noch immer die Anlaufstelle, wenn es darum geht Investitionen zu finanzieren. In den USA und in Großbritannien hingegen ist der Kapitalmarkt deutlich stärker ausgeprägt. Für all jene, die auf Aktien setzen, war die Maßnahme ob der Gewinnaussichten daher viel interessanter - das zeigen die steigenden Kurse. Damit das Ganze in Europa funktioniert müssen alle mitziehen - von den Banken über die Firmen bis hin zu uns, den Konsumenten.
Und wenn die Übung der EZB misslingt, der Schuss also nach hinten los geht?
Dann erwarten uns Blasen auf den Aktien- und Immobilienmärkten. Und sollte der Eurokurs wieder steigen, dann verpufft die Wirkung ebenso, weil Exporte teurer werden. Und hinzukommt, dass manche Länder sich mit Reformen Zeit lassen, weil sie sich ohnehin weiter günstig verschulden können. Die Maßnahme muss also auch einen psychologischen Effekt auslösen. Aktieninvests müssen wirklich attraktiv sein, Kredite wirklich leicht zu bekommen sein und die Nachfrage muss wirklich steigen. Das braucht eine gute, positive Stimmung bei allen Beteiligten.
Nun also handelt die EZB einmal - welche Rolle spielen dabei die einzelnen Mitgliedsländer in der Währungsunion?
Auch die müssen liefern. Es ist die politische Führung, die die Rahmenbedingungen schafft, damit sich in den jeweiligen Ländern Investitionen auch auszahlen. Da geht es um Steuern, um Abgaben, um Rechtssicherheit. EZB Chef Mario Draghi hat es an Appellen nicht mangeln lassen und die Staaten aufgefordert ihre Budgets nachhaltig in Ordnung zu bringen. Und nicht nur das - sie müssten auch deutlich mehr etwa in den Bereichen Bildung, Forschung oder Infrastruktur tun, damit sie in der globalisierten Wirtschaft mithalten können, gerade zwischen den beiden Großmächten USA sowie China.