Romanverfilmung "Gruber geht"

Dass ein Roman mit einer äußerst unsympathischen Hauptfigur zum Erfolg wird, gilt eher als Ausnahme, dass so ein Buch auch noch verfilmt wird, ist mehr als ungewöhnlich. Gelungen ist dieses Kunststück dem Romandebüt von Doris Knecht "Gruber geht". Knapp vier Jahre nachdem es das Buch auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis geschafft hat, kommt die Verfilmung ins Kino.

Regie geführt hat Marie Kreutzer, in die Rolle des Ungustls ist Manuel Rubey geschlüpft.

Morgenjournal, 26.1.2015

So unsympathisch Gruber auch ist, Kreutzer sagt, sie musste ihre Hauptfigur schon ein bisschen mögen. Das bewährte Konzept anzuwenden - unter der rauen Schale wird im Lauf des Films ein weicher Kern sichtbar, so leicht hat sie es sich nicht gemacht. Hauptdarsteller Manuel Rubey in der Hauptrolle spielt alles in allem einen ziemlichen Ungustl.

Johannes Gruber ist Mitte Dreißig, ein aalglatter Managertyp, kalt und zynisch, Porschefahrer und Koksnase. Mit seiner tiefgefrorenen Art hält er seine Umgebung auf Distanz, einschließlich der Familie seiner Schwester.

Kinodebüt "Die Vaterlosen"

Marie Kreutzers fulminantes Kinodebüt "Die Vaterlosen" sammelte Kritikerlob und Festivalpreise ein. In dem Drama ging es um Kommunenkinder, die sich im Erwachsenenalter wiedersehen und bei diesem Treffen gehörig an ihrer Vergangenheit zu kauen haben. Die Geschichte hatte Marie Kreutzer damals selbst geschrieben, diesmal kam die Romanvorlage von Doris Knecht.

Wie war der Kontakt mit der Schöpferin des Gruber? Die Autorin habe sich nicht in die Dreharbeiten einmischen wollen, erzählt die Regisseurin. "Sie mag den Film sehr. Sie mag nur nicht die Mütze, die Gruber am Ende des Films trägt."

Krebserkrankung

Der Grund für Grubers Mütze ist seine Krebserkrankung. Die raubt ihm nicht nur die Haare, sondern auch seine Selbstsicherheit und wirft ihn gehörig aus der Bahn. Plötzlich von Ärzten abhängig zu sein, liegt dem geborenen Alpha-Tier gar nicht, zu spüren bekommt das seine Mutter, die ihn mit Medikamenten versorgt.

Die Szenen auf der Krebsstation waren eine der großen Herausforderungen für die Filmemacherin. Sie wollte sich von Klischeebildern befreien und das Alltägliche im Ausnahmezustand finden, erzählt Marie Kreutzer und recherchierte deshalb auch im Wiener AKH.

Inszenatorische Meisterleistung

Dass einen der Gruber bei all seiner Kälte nicht kalt lässt, ist eine inszenatorische Meisterleistung. Mit "Gruber geht" hat Marie Kreutzer damit das bewiesen, was sie mit "Die Vaterlosen" schon angekündigt hat. Dass sie nämlich hierzulande zur ersten Regisseurinnen-Riege zählt.