Mattarella als neuer Präsident Italiens vereidigt
Er tritt in große Fußstapfen: Italiens neuer Staatspräsident Sergio Mattarella wurde heute in Rom vereidigt. Der 73 Jahre alte frühere Verfassungsrechtler folgt auf den über alle Parteigrenzen hinweg anerkannten Giorgio Napolitano. Für den italienischen Premier Matteo Renzi ein Triumph: Er hat Mattarella gegen Widerstand aus den eigenen Reihen und gegen den von Silvio Berlusconi durchgebracht.
8. April 2017, 21:58
APA/EPA/ALESSANDRO DI MEO
Mittagsjournal, 3.2.2015
Mattarella will "Wächter der Verfassung" sein
Kurz vor 10 Uhr leistet der neue Präsident den Treueschwur auf Republik und Verfassung. In seiner Rede vor dem Parlament spricht Sergio Mattarella zuerst von der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Italien, die die Einheit des Landes bedroht: "Um aus der Krise herauszukommen, die so schwer die Wirtschaft Italiens und Europas getroffen hat, braucht es ein Umdenken. Es ist notwendig, dass der Sparkurs von Initiativen des Wachstums begleitet wird, vor allem auf europäischem Niveau."
Er wolle als Präsident ein Wächter der Verfassung sein, ein Schiedsrichter der Politik, und die Parlamentarier sollten faire Spieler sein, so Mattarella. Der Kampf gegen Mafia und Korruption habe absolute Priorität, denn in der Vergangenheit seien Fehler gemacht worden, so Mattarella - und erinnert an die beiden Anti-Mafia Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die durch Killer der Mafia ums Leben kamen: "Papst Franziskus hat über die Korrupten deutlich gesagt, sie seien Menschen mit guten Manieren, aber bösen Gewohnheiten. Es ist alarmierend, dass alte und neue Mafias in Bereichen auftreten, die bisher dagegen immun waren."
Kampf gegen Terrorismus
Eine weitere Herausforderung ist der Kampf gegen den Terrorismus, so Mattarella. Er erinnert an den Anschlag palästinensischer Attentäter auf die Synagoge in Rom Anfang der 80er-Jahre, bei der ein 2-jähriger Bub ums Leben gekommen ist. "Gegen globale Bedrohungen sind globale Reaktionen notwendig. Wir können den Terror nicht bekämpfen, wenn wir uns hinter unsere Staatsgrenzen einsperren."
Eine weitere Herausforderung, der sich Italien und ganz Europa stellen muss, sind die vielen Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten vertrieben werden, so Mattarella: "Das ist eine humanitäre Katastrophe. Europa muss aufmerksamer sein, sich mehr engagieren und Solidarität zeigen. Italien trägt seinen Teil dazu bei, und wir sind all jenen dankbar, die sich diesem dramatischen Exodus annehmen."
Kurz nach seiner Rede hat der neue Präsident Mattarella gemeinsam mit Ministerpräsident Matteo Renzi am Grab des unbekannten Soldaten in der römischen Innenstadt einen Kranz nieder gelegt. In Kürze wird er seinen neuen Arbeitsplatz im Qiurinal beziehen.