Wie ich mir ein Organ kaufte
Niere gegen Geld
Wer eine Niere benötigt, muss sich auf eine Liste setzen lassen und wartet dann - mitunter sehr lange. Der Journalist Willi Germund hatte nicht die Nerven und beschritt den illegalen Weg. In seinem Buch "Niere gegen Geld" erzählt er von seinen moralischen Bedenken, seiner weltweiten Suche und seinen zähen Verhandlungen mit mysteriösen Kontaktleuten.
8. April 2017, 21:58
"Die Eindrücke eines 'Täters' rütteln auf und lassen den Leser grübeln."
Er hatte die Wahl: geduldig auf eine Spenderniere warten, sich dem Dialyseprogramm hingeben oder versuchen eine Niere auf dem internationalen Schwarzmarkt zu kaufen. Seit über zehn Jahren lebt und arbeitet Germund zu jener Zeit als Korrespondent in Bangkok. In Asien gibt es auf offiziellem Weg keine Chance auf eine Spenderniere.
Der Journalist kennt die negativen Beispiele des Organhandels in der Dritten Welt. Er selbst hat öfters darüber geschrieben. Über das Dorf Kalai in Bangladesch etwa, in dem Bauern ihre Nieren verkaufen, um ihre Mikrokredite zurückzahlen zu können. Oder über eine kleine philippinische Insel in der Nähe der Hauptstadt Manila, die im Volksmund nur noch "Isla Walang Bato" genannt wird, die "nierenlose Insel".
In einer kleinen nordmexikanischen Stadt endet Germunds Odyssee: In einer Klinik nahe der amerikanischen Grenze wird ihm die Niere eines 28-jährigen Afrikaners eingepflanzt. 30.000 Dollar erhält dieser über einen Agenten vermittelte Spender. Mit dem Geld will er sich in seiner Heimat ein kleines Unternehmen aufbauen.
Mit seinem Buch will Germund der Debatte zum Tabuthema Organhandel einen neuen Anstoß geben. Die subjektive Sicht eines verzweifelt Suchenden bringt auch tatsächlich neue Einblicke in ein globales Geschäft, das sich trotz aller gesetzlichen Gegenmaßnahmen sprunghaft entwickelt hat. Die Eindrücke eines "Täters", der in diesem Fall zufällig auch ein spannend schreibender Journalist ist, rütteln auf und lassen den Leser grübeln, wie er denn selbst entscheiden würde.
Service
Willi Germund, "Niere gegen Geld - Wie ich mir auf dem internationalen Markt ein Organ kaufte", Rowohlt Taschenbuch Verlag
