Von Milan Kundera

Das Fest der Bedeutungslosigkeit

Ein scheinbar belangloses Fest bringt verschiedene Menschen zueinander. Eigentlich sind Feste von Natur aus immer etwas Besonderes, warum ist also dieses, wenn man dem Autor glauben darf, ein belangloses? Milan Kunderas neuer Roman zeigt wieder einmal die Fallstricke und doppelten Böden unserer Existenz.

Feder

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Marica Bodrozic

"So leise wie radikal - ein verblüffendes Kunstwerk, das Kundera wie ein geistiges 'Perpetuum mobile' in jedem Satz sprachlich zusammenhält."

Der in Paris lebende Tscheche Milan Kundera vermag es, Jahrhunderte und den menschlichen Nabel, Eros und Körper, die Liebe und die Engel, Federn und Stalin, Immanuel Kant und die französische Sprache zusammenzubringen, ohne einen Zweifel daran zu lassen, dass es sich um Fügungen innerer Art handelt - um Sprachkunst, um Liebe zum Denken.

Das Fest ist einerseits konkret, andererseits eine Metapher für das gleißende Panoptikum menschlicher Vernetzungen, die Kundera am Beispiel von vier Männern, die durch Paris schlendern, auf das Papier bannt und zwar so, als würde er Zeichnungen in die Luft ritzen und darauf warten, dass sie sich selbst auf die Art der leichtesten Wolken bewegen.

Wie Tod und Leben, Schuld und Unschuld, Liebe und Hass, Eros und Herz, Einheimische und Fremde zueinander in Beziehung stehen, das erzählt Milan Kundera in diesem Roman auf eine derart unaufdringlich-leichtfüßige Weise, die sich nur mit dem Humor - dem Zentrum seiner Humanität - erklären lässt und die sich besonders an der Figur des Caliban zeigt: ein arbeitsloser Schauspieler, der sich dem Französischen verweigert, eine fiktive Sprache erfindet, die er Pakistanisch nennt und die prompt, dem Eros sei Dank, von einer Portugiesin namens Mariana verstanden wird.

Service

Milan Kundera, "Das Fest der Bedeutungslosigkeit", Roman, aus dem Französischen von Uli Aumüller, Hanser Verlag