Erzählungen von László Krasznahorkai

Die Welt voran

Am Anfang sieht es immer so aus, als hätten seine Texte eine Handlung, aber sie wird bald aufgesogen vom Strom seiner Sprache. Wer irgendetwas von diesem ungarischen Schriftsteller von Weltrang gelesen hat, der weiß: László Krasznahorkai geht es nicht darum, eine Geschichte zu erzählen, er geht aufs Ganze, auf das Weltganze, auf das, was man mit Albert Camus die Zerrissenheit "zwischen der Frage des Menschen und dem Schweigen der Welt" nennen kann.

"Erzählung und Argumentation sind souverän ineinander verstrickt, und der Wasserfall des Ganzen überzeugt ebenso wie die vielen und vielfältigen Tropfen der Details."

Von ihrem Sujet her sind die Texte des Bandes "Die Welt voran" höchst heterogen. Einmal erzählt ein gescheiterter Intellektueller in einer Berliner Kneipe, wie er wie eine hochberühmte Persönlichkeit mit Chauffeur und Dolmetscherin durch die spanische Estremadura gefahren wurde, ein anderes Mal wird der Kosmonaut Jurij Gagarin in Szene gesetzt; die letzte Erzählung, "Der Schwan von Budapest", enthält, wie der Untertitel bemerkt, "79 Absätze auf weißen Seiten", und den tatsächlich leeren Seiten folgen dreieinhalb Seiten Fußnoten. Danach verabschiedet sich der Erzähler, den Faden des Anfangs aufnehmend, mit der Notiz, er brauche nichts von hier.

Die Erzähl-Stimme von Krasnahorkai wird von Heike Flemming auf dem Instrument der deutschen Sprache interpretiert; die enorme Herausforderung, die diese Übersetzung bedeutet haben muss, merkt man dem selbstverständlichen Fluss und Rhythmus der Sätze nicht an. Nur im liturgischen Duktus des Textes "Gehen in einem Raum ohne Segen" und an wenigen anderen Stellen haben sich einige Merkwürdigkeiten eingeschlichen.

Mit großem, philosophischem Scharfblick lässt László Krasznahorkais Prosa das Nichts hervorblitzen, das hinter den Ideologien und Religionen lauert, den schwankenden Grund, auf dem sie ruhen.

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László Krasznahorkai, "Die Welt voran", Erzählungen, aus dem Ungarischen von Heike Flemming, S. Fischer Verlag

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László Krasznahorkai - (engl.)

Der Standard - Ein regloser weißer Reiher
The New York Times - He Rarely Stops Writing