John Glassie über das exzentrische Genie Athanasius Kircher

Der letzte Mann, der alles wusste

Athanasius Kircher, 1602 in Fulda geboren, war vermutlich der letzte Universalgelehrte. Und ein schräger Vogel, wie der Autor John Glassie über den Jesuiten meint. Fast ein Leonardo da Vinci. Aber eben nur - fast.

BUchcover "Der letzte Mann, der alles wusste"

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Wie auch Leonardo befasste Athanasius Kircher sich mit vielen verschiedenen Themen und Inhalten. Doch, so John Glassie: Kircher lag bei vielen Dingen falsch. Da stellt sich nun die Frage: Warum kämpft man sich als Autor durch Seiten um Seiten lateinischer Texte eines Mannes, dessen Thesen längst widerlegt sind?

Einer der Gründe, so der Autor, ist, dass Kirchers Einfluss vom Barock bis ins 19.Jahrhundert reichte. Edgar Allen Poe zum Beispiel nannte den Jesuiten als Inspiration für seine Erzählung, "Ein Sturz in den Malström". Und auch Jules Verne dürfte für seinen Roman "Reise zum Mittelpunkt der Erde" in Kirchers Beschreibungen von Vulkanismus geblättert haben.

Natürlich ist es nicht schwer, sich über Athansius Kirchers krause Wissenschaftsideen heute lustig zu machen. Doch zu seiner Zeit war er eine Berühmtheit. Allerdings fehlte ihm das rigorose Denken eines Descartes oder Isaac Newton. Trotzdem glaubt John Glassie, dass Athansius Kircher sehr wohl ein Platz in der Wissenschaftsgeschichte zusteht.

"In gewisser Weise könnte man sagen, dass er den Grundstein zur Keimtheorie der Infektionskrankheiten legte. Er war einer der ersten – wenn nicht sogar der erste überhaupt - , der menschliches Blut durch ein Mikrosokop betrachtete. Dabei beobachtete er, was er 'unzählige, unsichtbare, kleine Würmer' nannte. Er glaubte, diese seien die Ursache für Beulenpest."

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John Glassie, "Der letzte Mann, der alles wusste - Das Leben des exzentrischen Genies Athanasius Kircher", Berlin Verlag