Die ersten Erzählingen von J.D. Salinger

Die jungen Leute

Mit dem Roman "Der Fänger im Roggen" wurde J.D. Salinger zum Kultautor, gleichzeitig aber zum Mysterium: Denn mit dem Erfolg verschwand die Person Salinger aus der Öffentlichkeit. Mehr als ein paar verschwommene Fotos und Filmaufnahmen aus großer Entfernung existiert nicht. Nun sind drei frühe Erzählungen Salingers erstmals auf Deutsch erschienen.

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"Diese drei Stories - Jugendwerke - zeigen Salinger auf der Höhe seiner Kunst."

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J.D. Salinger, "Die jungen Leute. Drei Stories", aus dem Englischen von Eike Schönfeld, Piper Verlag

Drei Kurzgeschichten hat Salinger in den Vierzigern in US-amerikanischen Zeitschriften veröffentlicht. Diese drei Texte - von Eike Schönfeldt mustergültig ins Deutsche gebracht - zeigen Jerome David Salinger schon mit Anfang zwanzig als versierten Erzähler.

Die erste Geschichte, knapp vierzehn Druckseiten lang, besteht im Wesentlichen aus Partygeplapper. Eine Gruppe von Kids vergnügt sich auf einer Fete: Mit einigen wenigen Strichen und sicherem Gespür für den Sound der Adoleszenz zeichnet Salinger die Unsicherheiten, Eitelkeiten und Verkrampftheiten der jungen Leute.

Wie sein Vorbild Ernest Hemingway ist auch der junge Salinger ein Meister des stimmigen Dialogs. Das Wesentliche, und das ist die Pointe, wird in diesen Dialogen eben nicht angesprochen.

In Story zwei kriegt sich ein Geschwisterpaar - Milieu: absteigendes Showbusiness - in die Wolle; Geschichte drei zeichnet eine abgründige Abschiedsszene. Ein junger Mann sagt seiner Frau Lebewohl, er zieht in den Krieg nach Europa.

Es sind, wie Thomas Glavinic in seinem Nachwort hervorhebt, Schlaglichter, die Salinger auf seine Protagonisten wirft: Wir beobachten diese Menschen in alltäglichen Situationen, wir hören ihnen zu, oft nur ein paar Minuten, und wissen mehr über ihr Leben und dessen Doppelbödigkeiten als sie selbst.