"Angry Young Men" im Theater Hamakom

Das Aktionstheater Ensemble bringt heute im Wiener Theater Nestroyhof Hamakom "Angry Young Men" von Martin Gruber zur Uraufführung: Das Stück handelt von jungen Männern, die wütend und gewalttätig, unsicher und schwach erscheinen. Von Männern, die anfällig sind für Radikalisierung jeder Art.

Kulturjournal, 11.03.2015

Sie sind wütend und gewalttätig, unsicher und schwach. Sie wissen weder wer sie sind, noch wer sie sein sollen. Und niemand hilft ihnen dabei, sie sich selbst am aller wenigsten. "Angry Young Men" heißt das Stück, das das Aktionstheater Ensemble heute Abend im Wiener Theater Nestroyhof Hamakom auf die Bühne bringt - und es ist brandaktuell.

Gerade wenn es um Radikalisierung geht, um Fanatismus und darum, einer hoffnungslosen Zukunft - wenn nötig mit Gewalt - irgendeinen vermeintlichen Sinn zu geben, landet man schnell bei einer Diskussion über heranwachsende Männer. Doch man soll sich nicht täuschen. Regisseur und Autor Martin Gruber, der das Aktionstheater Ensemble vor 25 Jahren auch gegründet hat, gibt dem Publikum keine Chance, die Thematik von sich weg zu schieben, in Milieus, über die man höchstens in der Zeitung liest. Wütende junge Männer - sind sie die großen Verlierer der Gegenwart?

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Ihre Gesichtszüge sind verkrampft, an Hals und Armen treten Adern hervor, sie stoßen Laute aus, die sie gleichzeitig unterdrücken. Sechs junge Männer in Militärhosen stehen, toben, kämpfen, schreien auf der Bühne, erklären sich und ihre Welt und scheitern bei jedem Schritt. Je heftiger das Klischee strapaziert wird, desto tiefer werden die Abgründe, an die das Publikum gezerrt wird.

Es geht um die Angst, Angst haben zu müssen und die Entscheidung für die Stärkeren; es geht um Freunde, die man verliert; man sucht eine Frau und scheitert; man zieht Konsequenzen. Es folgt betretenes Schweigen. Am Ende steht immer die Sprachlosigkeit hinter einer Worthülse aus Frauenfeindlichkeit, Alltagsrassismus oder Hass auf "die da oben".

Es gab viele Ausgangsfragen für die Produktion "Angry Young Men". Warum sind es vor allem junge Männer, die in einen sogenannten heiligen Krieg ziehen wollen? Wer sind Terroristen wie Mohammed Atta oder Anders Breivik? "Angry Young Men" erzählt aber auch von gesichtslos gebliebenen jungen Männern, die die Welt nicht mehr verstehen, oder nicht verstehen wollen, und die nicht wissen, was man von ihnen erwartet.

Service

Theater Nestroyhof Hamakom - Angry Young Men

Regisseur Martin Gruber

Regisseur und Autor Martin Gruber schafft es Fragmente auf die Bühne zu werfen, die weder Verbrechen verharmlosen, noch Hilflosigkeit bemitleiden, noch Hilflosigkeit und Unverständnis zwingend in Verbrechen münden lassen. Oft geht es bei "Angry Young Men" einfach um den Mann, den man in sich trägt oder dem man hinterherläuft, der aber nie gut genug ist oder den man möglicherweise gar nicht kennt.

Wie bei anderen Produktionen davor erarbeitete Gruber den Stück-Text zum Teil mit den Schauspielern. Vieles von dem was im Stück zu hören ist, kam von den Darstellern selbst. Diese Form der Stückentwicklung ist charakteristisch für das Aktionstheaterensemble, das Martin Gruber vor einem Vierteljahrhundert gegründet hat.

25 Jahre Aktionstheater-Ensemble heißt übrigens nicht nur mitreißendes Theater, sondern auch Fairness gegenüber Schauspielerinnen und Schauspielern. Ihre Gagen sind für die freie Szene verhältnismäßig hoch, dafür verzichtet man auf aufwendige Bühnenbilder oder anspruchsvolle Technik. Umso aufwendiger und anspruchsvoller ist das Spiel, das dem Publikum geboten wird.

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