"My Life as a Terrorist" im Werk X

Das Theaterstück "My Life as a Terrorist" erzählt die Geschichte des Terroristen Hans-Joachim Klein, Beteiligter am Überfall auf den Sitz der OPEC in Wien 1975. Mit Alexander Simon (Klein) und Hanno Settele (Journalist). Premiere ist heute Abend im Werk X in Meidling.

Morgenjournal, 13.3.2015

Im Dezember 1975 wurde Wien Schauplatz des internationalen Terrors. Angeführt von Illich Ramirez Sanchez, bekannt als Carlos, überfielen Terroristen das Hauptquartier der OPEC - gegenüber der Wiener Hauptuniversität und nahmen mehrere Geiseln. Das Theaterstück "My Life as a Terrorist" erzählt die Geschichte des Terroristen Hans-Joachim Klein.

Das Stück beruht auf einem Dokumentarfilm, in dem einer der Attentäter, Hans Joachim Klein, in einem Interview über sein Leben erzählt. Für die Rolle des Journalisten, der Klein interviewt, konnte man den Ex-USA-Korrespondenten des ORF, Hanno Settele gewinnen, der erstmals einen Ausflug auf die Theaterbühne wagt.

Hätte es nicht drei Tote gegeben, damals im Dezember 1975, man könnte fast ein wenig verklärt zurückschauen auf die Zeit, als man in Österreich Terror nur vom Hörensagen und aus dem Nachbarland kannte. Dementsprechend unerfahren und überfordert war man mit der Situation. Hanno Settele: "Es waren zu wenig kugelsichere Westen da, beim Eingang ein einziger Polizist, der die Attentäter freundlich gegrüßt, die mit Adidas-Taschen, in denen ihre Maschinengewehre waren, in das Gebäude gegangen sind. Da war man einfach jungfräulich; und wer hätte gedacht, Terror gegen elf arabische Ölminister - das hat sich nicht erschlossen, was das eigentlich soll."

"Er war der Mann fürs Grobe"

Auch für Hans Joachim Klein, einen der sechs Attentäter - haben sich die Hintergründe nicht erschlossen. Er war damals 28 Jahre alt, die OPEC-Geschichte endete für ihn mit einem Bauchschuss.

"Ich glaub ich nicht, dass ich ihm Unrecht tue, wenn ich sage, dass seine intellektuellen Fähigkeiten gewissen Einschränkungen unterlegen sind", so Hanno Settele. "Er hat überhaupt nicht verstanden, was sie da im Frankfurter Westend über Gott und die Welt und über das korrupte System erzählt haben. Seine Gefährten Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit, die haben das schon kapiert. Ich sage nicht, dass sie ihn aufgehetzt haben, aber der Herr Klein war halt der Mann fürs Grobe."

Im Dokumentarfilm, der dem Theaterstück zugrunde liegt, gibt Hans Joachim Klein einen Einblick in sein Leben als Verlierer der Studentenbewegung der Siebzigerjahre. Regisseur Ali Abdullah: "Das ist ein Mensch, der eine Heimat gesucht hat, der sich der Gruppe andienen wollte, und als er dann verstanden hat, war es eh schon zu spät, da war er schon mittendrinnen."

Was bringt Menschen zum Terror, damals wie heute, was motiviert sie, treibt sie an, was erhoffen sie und welche Konsequenzen nehmen sie in Kauf. Diese Frage ist für Ali Abdullah heute wichtiger denn je: "Es geht darum so ein Phänomen zu verstehen, und wer steckt eigentlich dahinter."

"My Life as a Terrorist" ist reduziertes Dokumentartheater, das vor allem von der Kraft des Schauspielers Alexander Simon lebt. Er ist am Thalia Theater engagiert und versucht mit hessischem Akzent, mit allen Stolperern, Pausen und Ähs auch dem Idiom Kleins nahezukommen. Hanno Settele, wiewohl mit großer Freude dabei, hat keine weiteren Theaterambitionen.

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Werk X - My Life as a Terrorist

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