Expressive Kunst um 1500 im KHM

"Fantastische Welten" - das ist der Titel einer Ausstellung, die Montagabend im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien eröffnet wird. Sie beschäftigt sich mit dem deutschen Maler Albrecht Altdorfer. Es geht um das Expressive in der deutschen Kunst um 1500.

Mittagsjournal, 16.3.2015

Es sind meist waldige Voralpenlandschaften, die in glühendes Abendrot getaucht sind. In ihnen sind Kreuze aufgerichtet, an denen Christus gekreuzigt wird, oder von denen sein Leichnam abgenommen wird. Oder er erscheint - wie auf dem Cover des dicken Katalogs zur Ausstellung im Kunsthistorischen Museum - als Auferstandener vor einem Berg unter einem gelbroten Himmel.

Begriff "Donauschule"

Während in Italien die Hochrenaissance eines Leonardo und Michelangelo sich langsam zum Manierismus wandelt, gibt es im süddeutschen Raum - in der Nachfolge Dürers - Meister, die man früher gerne unter dem Begriff "Donauschule" zusammenfasste. Im Nationalsozialismus wurde dieser erst gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts geprägte kunsthistorische Terminus im Sinne des Völkischen überstrapaziert. Dennoch meint Guido Messling, der Kurator des Kunsthistorischen Museums für deutsche Kunst: "Ich vermute, dass sich der Begriff erhalten wird, da wir keinen besseren, griffigeren Begriff für das haben, was wir, wenn wir darauf schauen, mit Altdorfer verbinden."

Albrecht Altdorfer ist der Namenspatron der Ausstellung, obwohl man biografisch ganz wenig über ihn weiß. "Wir wissen, dass er 1505 in Regensburg das Bürgerrecht erwirbt; dass er dort bald zu den städtischen Eliten gehört und dort stirbt. Aber als Künstler ist er kaum in irgendwelchen Quellen fassbar", erklärt der Kurator.

Tafelbilder versus Plastiken

Die Ausstellung "Fantastische Welten - Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500" im Kunsthistorischen Museum ist eine Kooperation mit dem Städelmuseum und der Skulpturensammlung des Liebighauses in Frankfurt am Main. Denn das ist das Besondere an der Schau: den Tafelbildern und Zeichnungen werden Plastiken aus der Zeit gegenübergestellt, die mit ihrer oft überzeichneten und expressiven Körpersprache den spätgotischen Formenkanon in unseren Breiten übersteigen.

Kurator Guido Messling zählt zu den Höhepunkten der Schau: "Die relativ vielen Tafelbilder Altdorfers. Wir haben allein zwei der drei autonomen Landschaftsgemälde; wir haben aber auch große Skulpturen oder ein vollständiges Altarwerk aus der Prager Teynkirche."

Ob Madonnen, Kreuzigungen oder Christophorus-Figuren, die die Donaulandschaften bevölkern, vieles in der deutschen Kunst um 1500 weist in eine expressive Zukunft der Kunst, die sich dann von den christlichen Motiven zumeist gelöst haben wird. Viele der 140 Exponate zur Ausstellung "Fantastische Welten" sind nur bis zum 14. Juni im Kunsthistorischen Museum zu studieren, dann gehen sie wieder zu den ursprünglichen Leihgebern zurück.

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KHM - Fantastische Welten

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