Paolo Conte in Wien bejubelt

Er hat einst für Adriano Celentano den Hit "Azzurro" geschrieben und später als Solokünstler selbst Weltkarriere gemacht: der italienische Liedermacher, Jazzmusiker und Chansonnier Paolo Conte. Gestern gab der 78-Jährige ein umjubeltes Konzert im Wiener Konzerthaus.

Nach mehrjähriger Pause hat Conte im Herbst sein neues Album "Snob" präsentiert. Derzeit ist er auf Tournee und gibt ein weiteres Österreich-Konzert am 24. Juni am Linzer Domplatz.

Morgenjournal, 17.3.2015

Jubel brandet auf, als Paolo Conte schwarz gekleidet die Bühne betritt. Der Cantautore hat eine zehnköpfige Bigband mitgebracht, alle - bis auf Conte selbst - im Smoking mit Mascherl. Im Hintergrund legt sich ein cremefarbener Vorhang elegant in Falten und verwandelt das Podium des Konzerthauses in ein Varietétheater.

Paolo Conte steht an der Rampe oder sitzt am Klavier, lässt seine unverkennbare rauhe Stimme hören und dirigiert immer wieder zur Musik - weniger, um seine Musiker zusammenzuhalten, wie es scheint, sondern eher, um sich selbst in Schwingung zu versetzen.

Neues Album nach vierjähriger Pause

Contes Lieder sind atmosphärisch, melancholisch und bisweilen kritisch, sie handeln von Liebschaften, Sehnsuchtsorten und eigenwilligen Menschen und sind stets mit einem lakonischen Augenzwinkern versehen. "Snob" heißt sein neuestes Album, das er vergangenen Herbst nach vierjähriger Schaffenspause herausgebracht hat. Snobs sind für Paolo Conte ein solcher Menschenschlag, über den sich trefflich spotten lässt. Stilistisch bewegt sich der Musiker in altbekannten Sphären: zwischen lateinamerikanischer Musik aus den 1950er-Jahren und atmosphärischem Jazz mit schweren, dunklen Klavierakkorden.

Paolo Conte, der Jus studierte, um die Kanzlei seines Vaters zu übernehmen, war zunächst mit Liedern erfolgreich, die er für andere schrieb. Mit dem Aufleben der internationalen Singer-Songwriter-Szene und ihrer italienischen Ausformung, der Cantautori, begann auch der Aufstieg Contes als Solokünstler. Von seinem künstlerischen Weg ist Conte seither nicht abgewichen, wie man auch beim gestrigen Auftritt wieder erleben konnte: Jazz, französisches Chanson und argentinischen Tango überzieht er mit italienischem Lebensgefühl. Was er zu sagen hat, sagt er durch seine Musik und seine Liedertexte. Plaudereien mit dem Publikum gibt es keine: Paolo Conte singt und spielt, und damit basta.

Standing Ovations für Conte & Band

Die neuen Lieder aus dem Album "Snob" fügen sich dabei wunderbar in ältere Klassiker wie die Swing-Hymne "Via con me", mit der Paolo Conte einst der internationale Durchbruch gelang. Die Umsetzung auf der Bühne gelingt perfekt, und das liegt nicht nur an der konzentrierten Bühnenpräsenz des mittlerweile 78-jährigen Conte, sondern auch an seiner handverlesenen Band. Im Live-Konzert wollte Paolo Conte immer schon von vielen Musikerkollegen umgeben sein, und so hat er auch gestern im Laufe des Abends jeden einzelnen vorgestellt und durch beeindruckende Soli zum Einsatz kommen lassen.

Seine zahlreichen Fans feierten Paolo Conte zum Schluss mit Standing Ovations. Ein weiteres Österreich-Konzert gibt der Cantautore am 24. Juni am Linzer Domplatz.