Strategien im Umgang mit IS-Heimkehrern
Gestern Abend hat das Wiener Landesgericht über den 16jährigen mutmaßlichen Dschihadisten aus Österreich die Untersuchungshaft verhängt. Am vergangenen Dienstag wurde der Rückkehrer auf dem Flughafen Wien festgenommen, er hatte sich freiwillig den Behörden gestellt. Zeitgleich fand in Wien ein Anti-Terror-Gipfel statt. Dort forderte der Chef der EU-Grundrechte-Agentur Morten Kjaerum, dass man Dschihad-Heimkehrer nicht ausschließlich kriminalisieren soll. Es brauche eine alternative Strategie.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.03.2015
Es ist die Hölle und nicht romantisch
Ein Vater hat mir berichtet, er habe seinen eigenen Sohn aus dem Jihad zurückgeholt, das berichtet Morten Kjaerum, Direktor der EU-Grundrechteagentur. Viele Jugendliche hätten gesagt: Sie wollen dort weg, aber sie wissen nicht wie und sie wissen nicht, was auf sie zukommt. Polizei,Gefängnis, das mache ihnen Angst. Es gibt eine größere Anzahl von Jugendlichen, die einfach nach Syrien oder in den Irak gereist sind und dann bemerkt haben: Das ist die Hölle, es ist nicht so romantisch wie es im Internet versprochen wurde. Diese Leute ins Gefängnis zu stecken, ist nicht die richtige Lösung, sagt auch der EU-Anti-Terror-Koordinator Gilles de Kerchove. Einige von ihnen schon, denn sie haben andere getötet - aber man müsse ein Rehabilitations-Programm entwickeln.
IS-Heimkehrer-Programm in Dänemark
In Dänemark gibt es ein Programm für IS-Heimkehrer, über das die Jugendlichen Hilfestellungen bei ihrer Rückkehr erhalten, damit sie radikale Kreise verlassen. Sie kommen nicht ins Gefängnis, sagt Kjaerum, außer es gibt spezielle Vorwürfe, dass sie ein Verbrechen begangen haben.
Jugendliche besser integrieren
Allerdings müsse man sich auch fragen, wie man Jugendliche schon vor ihrer Hinwendung zum Extremismus besser in die Gesellschaft intergrieren kann. Außerdem brauche man eine PR-Offensive gegen den Extremismus, die sich über das Internet verbreitet - etwas Großes wie die Ice-Bucket-Challenge, sagt Terrorkoordinator Gilles de Kerchove. Er schätzt, dass bereits rund 4000 Menschen aus Europa in den Jihad gezogen sind. Das Problem: In den meisten europäischen Ländern steigt die Zahl der jugendlichen Extremisten weiter an.