USA: Gesunde Lebensmittel statt Fertiggerichte

Die Landwirtschaft und die Lebensmittel-Industrie in den USA hat bei uns nicht den besten Ruf. Ungesunde Massenprodukte, Chemie und Gentechnik, das ist das Bild von US-Nahrungsmitteln. Auch in den USA haben die großen Lebensmittel-Konzerne zu kämpfen, weil auch in den USA nicht mehr alle von Fertiggerichten und Massenprodukten begeistert sind. Vor allem die jüngere Generation will gesunde Lebensmittel.

Morgenjournal, 04.04.2015

Glanzzeiten der Dosen vorbei

Samstag Morgen am "Eastern Market" in Washington DC: Die Studentin Sam kauft Faschiertes vom Rind - und sie kauft es hier, beim Fleischhauer in der Markthalle: "Ich komme mindestens einmal die Woche hierher", sagt sie. "Am Wochenende kaufe ich frisches Gemüse und Obst - und unter der Woche Milch, Eier und Fleisch." Bauernmärkte wie dieser sprießen in allen amerikanischen Städten aus dem Boden. Vor allem die unter 35-jährigen meiden zunehmend den Supermarkt: "Es ist gesünder und wir können besser kontrollieren, was wir essen", sagt Donna, die mit ihren Töchtern hier ist. "Wir essen selten Fertiggerichte, nichts, was in Dosen kommt."

Vorbei also die Glanzzeiten der "Campbell's" Dosensuppe, der Andy Warhol einst sogar ein künstlerisches Denkmal setzte. Vorbei die Zeiten der Kult-Käsenudeln Mac'n'Cheese, oder dem Käse aus der Sprühdose.

Konzerne passen sich an

US-Konzerne wie Kraft Foods, General Mills oder Kellogg's verlieren stetig an Umsatz: Suppenhersteller "Campell's" zum Beispiel fast 8 Prozent pro Jahr, bei einem Marktanteil von immer noch 45 Prozent sei das zwar relativ wenig, sagt Gabriella Petrick von der George Mason University in Washington DC, den Konzernen bereitet die Entwicklung trotzdem Kopfzerbrechen: "Industrielles Essen hat mehr Salz, mehr Zucker, mehr Fett und das wird zunehmend zum Problem: Die Konsumenten wollen zwar weiterhin billig essen, aber gleichzeitig gesünder. Um wettbewerbsfähig zu bleiben. müssen die Konzerne ihre Produkte verändern." Und das tun sie: Campbell verkauft seit Anfang des Jahres "Bio"Dosensuppe in passend grüner Verpackung, Coca Cola hat den Bio-Eistee-Hersteller "Honest Tea" aufgekauft und General Mills bietet nun Mac'n'Cheese mit "echtem" Käse an.

Hispanische Unternehmen steigern Umsatz

"Die Firmen arbeiten intensiv an ihrem Image", sagt Darren Seifer vom Marktforschungsinstitut NPD: "Sie vermeiden Geschmacksverstärker, oder entwicklen Produkte, die man ergänzend zu frischer Nahrung konsumieren kann." Doch nicht nur die Jungen haben ihre Ansprüche verändert - auch der demographische Wandel in den USA hinterlässt Spuren in der amerikanischen Lebensmittelbranche, sagt Seifer: "Eine der am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppen sind Hispanics. Und die sind kaum an traditionellem amerikanischen Essen interessiert. Sie kaufen das, was sie aus ihren Heimatländern kennen."

Tacos statt Bagels, Chilisauce statt Ketchup: Hispanische Unternehmen sind in den USA im Kommen. Die Firma "Goya" zum Beispiel, die vor allem Bohnen und Reis zu billigen Preisen vertreibt, konnte seinen Umsatz im Vorjahr um 9 Prozent steigern.

Wirklich in Gefahr seien die großen Lebensmittelkonzerne nicht, glauben die Experten. Aber sie eines haben eindeutig zu spät erkannt: Amerikanisches Essen ist nicht mehr das, was es einmal war.