Diabestes Therapieprogramm: Nicht alle können teilnehmen

Die gezielte Betreuung von chronisch Kranken zahlt sich aus, auch für den Staatshaushalt, zeigt eine neue Studie der Med-Uni Wien. Ein Beispiel ist Diabetes: Allerdings können nicht alle Patienten am standardisierten Therapieprogramm teilnehmen.

Morgenjournal, 11.4.2015

Die Zahl der Diabetiker steigt

Etwa 600.000 Menschen sind in Österreich an Diabetes erkrankt, Tendenz steigend. Doch nicht nur nur die Zahl der Neuerkrankungen, auch die Folgeerkrankungen nehmen zu. Diabetespatienten haben ein stark erhöhtes Risiko von Erblindung, Infarkten, Nierenversagen, Schlaganfällen und Beinamputationen betroffen zu sein. Zu den möglichen Spätfolgen zählen auch Demenz und Parkinson. Um das zu verhindern, brauchen Diabetespatienten kontinuierliche medizinische Betreuung. Zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen hat der Hauptverband der Sozialversicherungen 2007 das Disease-Management-Programm "Therapie aktiv" ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt steht ein enges Arzt-Patienten-Verhältnis. Die Universität Graz hat das Therapieprogramm vor kurzem evaluiert. Die Studie zeigt, dass die Betroffenen von der Teilnahme an "Therapie aktiv" profitieren. Das bestätigt auch der Mediziner Thomas Wascher, Internist am Wiener Hanusch Krankenhaus und Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft.

Therapie spart Kosten

Eine strukturierte Betreuung erleichtert dem Patienten, dass er wirklich all jene Kontrollen bekommt, die er auch bekommen muss.
Für die Evaluierung wurden 7.000 "Therapie aktiv"-Teilnehmer mit einer Kontrollgruppe von 21.000 Diabetespatienten ohne spezielle Betreuung verglichen. Jene Patienten, die am Programm teilnehmen, verbringen durchschnittlich 2,3 Tage weniger im Spital. Die Zahl der Schlaganfälle ist um 10 Prozent niedriger. Und die Sterblichkeit ist um 35 Prozent niedriger, als bei jenen Diabetikern, die nicht an "Therapie aktiv" teilnehmen. Mit all diesen medizinischen Vorteilen ist auch eine Kostenersparnis von 11 Prozent verbunden. Das war eigentlich für alle Beteiligten eine große Überraschung und das war auch nicht intendiert zu zeigen, dass "Therapie aktiv" Kosten erspart, sondern die Betreuungsstruktur verbessert.

Tirol und Kärnten bieten Programm nicht an

Trotz alle dieser Vorteile nehmen derzeit nur rund 43.000 Diabetes-Patienten österreichweit an "Therapie aktiv" teil. In den Bundesländern Tirol oder Kärnten wird das Programm gar nicht angeboten. Zumindest das könnte sich bald ändern, sagt Thomas Wascher. Es wäre wünschenswert, dass natürlich in allen Bundesländern "Therapie aktiv" angeboten wird. Da ist aber in den letzten Wochen ein wichtiger Schritt in diese Richtung gegangen worden, zwischen dem Hauptverband und der Fachgesellschaft, der hoffen lässt, dass das auch passiert. Und Thomas Wascher hofft, dass auch die Betroffenen selbst in Zukunft ihr Recht einfordern, am Betreuungsprogramm "Therapie aktiv" teilnehmen zu können.