Neuinszenierung von "Le Nozze di Figaro"

Letztes Jahr brachte das Theater an der Wien die gesamte Mozart-Da Ponte-Trilogie unter der musikalischen Leitung von Nikolaus Harnoncourt konzertant zur Aufführung. Der als Film- und Fernsehregisseur bekannte Felix Breisach hat sie halbszenisch eingerichtet. Heuer liefert Breisach eine komplette Neuinszenierung von "Le Nozze di Figaro", diesmal unter dem Dirigat von Marc Minkowski. Premiere ist heute Abend.

Mittagsjournal, 11.4.2015

Therapie: Figaro singen

Die Komödie um den Kammerdiener Figaro, dessen Braut Susanna vom Grafen begehrt wird, diese aufwieglerische Kritik an Adel und Ständestaat, scheint längst gefeit vor bahnbrechenden Neuentdeckungen. Alles schon einmal dagewesen, könnte man meinen. Regisseur Felix Breisach konzentriert sich daher auf eine neuerliche genaue Analyse der Partitur und auf die Botschaft hinter dem Text. Breisach zieht eine zweite Ebene ein und siedelt die Rahmenhandlung in einem heutigen Sanatorium an. Dort werden die Patienten zum therapeutischen Mozartsingen vergattert. Diesmal auf dem Therapieplan: Der Figaro. Nacheinander werden sie zur Voruntersuchung gebeten, in ihrer Rolle eingekleidet und mit einer Partitur ausgestattet zum Singen auf die Therapiecouch geleitet.

Spiel im Spiel

Den Conte di Almaviva gibt Stéphane Degout als Sanatoriumsdirektor gleich selbst und er ist im Arztkittel wie im gräflichen Gehrock ein gleichermaßen unangenehmer Zeitgenosse. Das Ensemble ist während der ganzen Handlung anwesend, als Hausmeister, Angehörige von Patienten oder Verwaltungspersonal. Die ungarische Sopranistin Emöke Baráth debütiert als Susanna, neben Alex Esposito als Figaro. In der Rolle der Rosina ist Anett Fritsch zu erleben. Sie wird übrigens im kommenden Sommer anstelle von Genia Kühmeier auch bei den Salzburger Festspielen die Gräfin Almaviva geben. Unter der musikalischen Leitung von Marc Minkowski spielt das Originalklang-Ensemble "Les Musicien du Louvre" aus Grenoble. Bis zum vierten Akt lässt Breisach die beiden Inszenierungsebenen immer weiter ineinandergreifen, bis die Grenze am Ende ganz verschwindet.

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