"3 Sekunden" des Aktionstheater Ensembles
Um Angst geht es in dem neuen Stück des Aktionstheater Ensembles. "3 Sekunden" feiert heute im Werk X Premiere. Der Gründer des Aktionstheaters und Regisseur Martin Gruber möchte darin die Bühne zu einem Ort machen, auf dem Angst aber nicht nur dargestellt, sondern bewusst durchlebt wird. Damit führt das Aktionstheater seine Tradition der Performance weiter.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 13.4.2015
Es scheint, als herrsche gerade heutzutage bei vielen Menschen große Angst: vor dem Fliegen, vor Kriegen oder der Zukunft. Egal, ob sie diffus ist oder greifbar. Sie hat viele Formen. Prägend ist sie in jedem Fall. Die Schauspieler durchleben auf der Bühne unterschiedliche Situationen: Sie weinen, lachen, winden und fürchten sich und schreien laut. Die Schauspielerin liegt auf der Bühne am Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt, als wären sie auf dem Boden befestigt.
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Angstfrei mithilfe des Theaters
In "3 Sekunden" erzählen die Schauspieler von Ängsten und Traumata, von Wünschen und Problemen, die jeder hat oder haben könnte. Krankheiten, Sorgen um das Kind, Flug- oder Todesangst. Furchtlos und lustvoll tauchen die Schauspieler in diese Situationen ab und erleben sie nochmal, um sich davon zu befreien. Denn jeder hat Angst. Damit umzugehen, will gelernt sein.
Den Regisseur und Gründer des Aktionstheater Ensembles, Martin Gruber, reizt diese bewusste Konfrontation auf der Bühne: "Wenn wir keine Angst hätten würden wir ohne links und rechts zu schauen über die Straße gehen. Die Angst ist natürlich ein ganz wichtiger Motor, dass wir Überleben. Im Prinzip ist sie was Gutes. Aber ich denke, es ist auch wichtig, sich dem zu stellen, und zu sagen: 'Ich geh damit um.' Ich verwende die Kunst und das Publikum, um damit umzugehen und dann entsteht dieser relaxte Zustand. Ich bin da durchgegangen und ich bin befreit. Letztendlich geht es um den Zustand der Befreiung."
Die Bühne als Ort des Erlebens
Schon das letzte Stück des Aktionstheater Ensembles - "Angry Young Men" - thematisierte Angst. Nun geht es aber darum, unterschiedliche Momente spielerisch zu erforschen und zu fragen, welches Gefühl sich dabei einstellt. Die Bühne wird zum Ort des Erlebens.
Performatives Spiel, abstrakte Darstellungsformen und vor allem: der Körper als Erzählwerkzeug. Das sind die Gestaltungsmittel, die das Aktionstheater seit mehr als 25 Jahren beschäftigen. "Mir ist es auch wichtig", erklärt Gruber, "dass wir nicht nur diese Angst illustrieren, sondern dass wir auch körperlich durchgehen und dass das Publikum auch spürt, dass körperlich gespürt wird. Letztlich macht es mit mir beim Betrachten auch was anderes, als wenn ich da eine völlig abstrakte Situation habe, wo ich dann aber als Schauspieler auch nur abstrakt reagieren kann. Deswegen versuchen wir auch, die Situationen so zu bauen, dass sie mitunter überraschend kommen."
An dem Stücktext hat das Ensemble gemeinsam gearbeitet. Martin Gruber hat mit den Schauspielern und dem Schriftsteller Wolfgang Mörth dabei nach Angstmomenten im echten Leben gesucht. Sie haben eigene und fremde, reale und fiktionale Erzählungen gesammelt und sie zu einem Theatertext verwoben.
Theater schafft Momente. Das Stück "3 Sekunden" schafft Momente der Angst. In "3 Sekunden" können Zuschauer selbst herausfinden, wie sie auf Angstmomente reagieren und inwiefern Theater seine Funktion der Katharsis einnimmt.