Auftakt für Crossing Europe

Das Filmfestival Crossing Europe in Linz steht im Zeichen des europäischen Autorenfilms: 160 Filmproduktionen aus 45 Ländern werden bis Dienstag zwischen Wettbewerbsschienen und Spezialprogrammen präsentiert. Das heurige Tribute ist dem Ukrainer Sergei Loznitsa gewidmet.

Morgenjournal, 24.4.2015

Mehr in

Crossing Europe

Gestern Abend wurde in Linz die mittlerweile 12. Auflage des Crossing Europe Festivals eröffnet. Nach Viennale und Diagonale ist das Crossing Europe das drittgrößte Filmfestival Österreichs. 160 europäische Filmproduktionen aus 45 Ländern werden bis Dienstag zwischen Wettbewerbsschienen und Spezialprogrammen präsentiert.

Die Festung Europa - die Konsequenzen der europäischen Flüchtlingspolitik - ist eines der zentralen Themen des heurigen Festivals. Ein Thema, das in den unterschiedlichsten Produktionen immer wieder aufgegriffen wird, und das auch Festivalleiterin Christine Dollhofer - nach den Tragödien der letzten Wochen - in ihrer Eröffnungsrede an den Beginn des heurigen Crossing Europe stellte. Das Crossing Europe solle dabei für ein Kino stehen, das gesellschaftskritische Töne nicht scheue, mit Filmen, die zugleich auch künstlerisch neue Wege suchen.

Science-Fiction-Doku "The Visit"

Bisweilen exzentrisch, dann wieder zurückhaltend und nachdenklich erzählt ist auch einer der gestrigen fünf Eröffnungsfilme: "The Visit" des dänischen Regisseurs Michael Madsen, der - großteils in Wien gedreht - von der ersten Begegnung zwischen Menschen und intelligentem Leben aus dem All erzählt.

Die Perspektive die Menschheit durch das Auge eines Außerirdischen zu zeigen habe ihn schon immer fasziniert, so Madsen. Ein Blick von außen, der es ermögliche essenzielle Fragen neu zu stellen.

Tibute-Gast Sergei Loznitsa

Mit "My Joy" wurde gestern dann auch das heurige, dem ukrainischen Filmemacher Sergei Loznitsa gewidmete Tribute-Programm eröffnet. Von der sowjetischen Geschichte bis hin zur russischen Gesellschaft der Gegenwart: Loznitsa analysiert in seinen Spiel- wie Dokumentarfilmen immer wieder die Vergangenheit, um zugleich über die Gegenwart zu erzählen.

"Eine Politik der Gewalt und Angst"

In seiner Dokumentation "Maidan" über die ukrainische Protestbewegung bezog Loznitsa 2014 gewissermaßen Stellung für den Bruch mit dem ewigen Mythos Sowjetunion, deren Politik er im heutigen Russland fortgesetzt sieht. Es sei eine Politik der Gewalt und der Angst, so Loznitsa, die letztlich einen Krieg zwischen unterschiedlichen Mentalitäten provoziert habe.

Dieser neue Bruch zwischen West und Ost werde dabei in seiner historischen Dimension noch unterschätzt. Und der Weg heraus aus dieser Krise? Der könne nur über die Bildung führen, so Loznitsa der Erziehung einer mündigen Gesellschaft, die gegen diese Art von Politik aufstehe.

In Linz wird in den kommenden Tagen das gesamte Werk Sergei Loznitsas präsentiert. Im Rahmen eines Crossing Europe Festivals, das mit dem heurigen Programm einmal mehr dem eigenen Anspruch gerecht wird, Projektionsfläche eines Kontinents im Wandel zu sein.

Eine ausführliche Vorschau auf das Gesamtprogramm des heurigen Crossing Europe Festival hören Sie heute im Ö1 Kulturjournal ab 17:09 Uhr.

Übersicht