Kate Winslets grüner Daumen

Den britischen Schauspieler Alan Rickman kennt man vor allem als Darsteller von Bösewichten und dunklen Gestalten. Jetzt führt der 69-Jährige zum zweiten Mal Regie: im Kostümfilm "Die Gärtnerin von Versailles". Darin spielt Rickman Ludwig XIV. und Kate Winslet eine freigeistige Gärtnerin.

Morgenjournal, 28.4.2015

Im ersten Teil von "Stirb Langsam" war Alan Rickman als Gegenspieler von Bruce Willis zu sehen, in einer "Robin Hood"-Verfilmung als Sheriff von Nottingham. Den größten Erfolg feierte er als geheimnisvoller Lehrer Severus Snape in den "Harry Potter"-Filmen. Jetzt führt der 69-jährige Rickman Regie: im Kostümfilm "Die Gärtnerin von Versailles" (Originaltitel "A Little Chaos") zur Errichtung der Palast- und Gartenanlagen von Versailles unter Ludwig dem XIV.

"Bedeutung geht mit seinem Irrsinn einher"

Was Kunst und Luxus betrafen, konnte kein europäischer Monarch dem französischen Sonnenkönig etwas vormachen. Mit der Errichtung eines neuen Schlosses vor den Toren von Paris wollte Ludwig XIV. schließlich seine Herrschaft krönen. Regisseur Alan Rickman: "Die große Bedeutung dieses Projekts geht mit seinem Irrsinn einher. Ludwig XIV. hatte nicht nur genügend Macht, das Schloss Versailles errichten zu lassen, sondern dazu auch noch die prächtigsten Gärten der Welt und das in einem Sumpfland, das dafür völlig ungeeignet war.

18.000 Menschen arbeiteten daran und viele von ihnen sind dabei ums Leben gekommen, auch weil damals noch Moskitos und Malaria eine große Gefahr darstellten. Dazu kam die schlechte Wasserversorgung, sodass von den zahllosen Springbrunnen immer nur der eine betrieben werden konnte, an dem Ludwig XIV. gerade vorbeispazierte."

Alan Rickman stellt nun in seiner Geschichte dem historisch verbürgten Gartengestalter André Le Nôtre (Matthias Schoenarts) die frei erfundene Sabine de Barra (Kate Winslet) gegenüber, die als barocker Hippie dem konservativen Meister ihre freigeistigen Pläne unterbreitet.

Von Liebe und Intrigen

"Die Gärtnerin von Versailles" ist eine Geschichte über Kreativität und Schaffenslust, und - weil das gemeinsame Garteln verbindet - auch eine Liebesgeschichte. Gleichzeitig erzählt Alan Rickman aber auch über das dekadente und intrigante Leben am Hof: Ein wichtiger Grund für die Errichtung der weitläufigen Anlage von Versailles war es nämlich, den Adel an sich zu binden. Wer mit dem König und vor dessen Augen tanzte, konnte sich eben nicht andernorts gegen ihn auflehnen. Und so keilte man sich eben in Puderperücke und Seidenornat um seine Gunst. Ein Intrigantenstadl sondergleichen, dem kreative Geister natürlich nichts abgewinnen konnten.

Historiendrama und Kostüm-Klamotte

Regisseur Alan Rickman ist übrigens selbst in die Rolle des Sonnenkönigs geschlüpft: "Mir half es, dass man sich kaum bewegen muss, wenn man Ludwig XIV. spielt. Man steht einfach still da und kommandiert die Leute herum. Ich musste also nicht einmal eine andere Mimik aufsetzen, wenn ich vom Sonnenkönig zum Regisseur wurde, der einzige Unterschied war die Perücke."

Selbstbewusst wie sein Sonnenkönig hat sich Regisseur Alan Rickman von keinen Genregrenzen einengen lassen. Vom Historiendrama voller Verrat und Tücke wechselt sein Film zur Kostüm-Klamotte und weiter zur romantischen Liebesgeschichte. Von den Genrepuritanern hat er dafür Schelte einstecken müssen, dabei gelingen ihm diese Übergänge gut und sorgen für Kurzweil und Tempo. Der große Wurf ist "Die Gärtnerin von Versailles" sicher nicht, für ein vergnügliches Schwelgen in der barocken Dekadenz ist aber auf jeden Fall gesorgt.