Roman von Vea Kaiser

Makarionissi oder Die Insel der Seligen

Die junge Niederösterreicherin Vea Kaiser hat nach ihrem außerordentlich erfolgreichen Romandebüt "Blasmusikpop" vor drei Jahren ein neues Buch veröffentlicht: Darin erzählt sie von der Glückssuche einer Familie und deren folgenreichen Katastrophen, von Möchtegern-Helden und Herzensbrechern.

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Vea Kaiser, "Makarionissi oder Die Insel der Seligen", Roman, Kiepenheuer & Witsch Verlag

Im Winter 1948, so will es Vea Kaiser, wird in einem fiktiven Bergdorf an der griechisch-albanischen Grenze ein Mädchen namens Eleni geboren. Eleni wächst zu einem hübschen, betörend eigenwilligen Mädchen heran, das nach dem Willen seiner allgewaltigen Großmutter von Kindesbeinen an einem netten Cousin namens Lefti versprochen ist. Allein: die kindliche Protagonistin nimmt sich vor, später einmal, sobald sie erwachsen ist, nicht zu heiraten und eine Heldin zu werden. Bloß: Was ist das, eine Heldin?

Vea Kaiser erzählt eine Geschichte über die Generationen hinweg, und die stärksten Passagen des Romans sind wahrscheinlich jene, in denen sie von Kindheit und Jugend ihrer Protagonisten berichtet. Kaiser gelingt es in unwiderstehlichem Schwung, die archaische Atmosphäre eines griechischen Nachkriegsdorfs auf poetische Weise lebendig werden zu lassen. Es ist ein märchenhafter, leicht naiver Ton, den die Autorin da anschlägt. Inhaltlich spielt sie mit Elementen des magischen Realismus ebenso wie mit Versatzstücken des griechischen Mythos.

Alles in allem dominiert aber auch in diesem Buch das leichtfüßige Gute-Laune-Gefühl, das bereits den ersten Roman der Autorin atmosphärisch grundiert hat. Woran es allenfalls mangelt: an existenziellem Tiefgang. Aber wer wollte Vea Kaiser ob dieses Mangels böse sein? Wie sollte man überhaupt jemandem böse sein, der, aufs literarische Feld bezogen, so viel Leichtigkeit und zauberische Anmut in die Welt bringt?