Gespräch mit Sigrid Löffler

"Konzert ohne Dichter" von Klaus Modick

Der Oldenburger Erzähler und Übersetzer Klaus Modick variiert in seinem Roman das Dilemma von Kunst und Kunstbetrieb, Kunst und Leben exemplarisch an zwei Künstlern, die einander eine Zeitlang als Seelenverwandte (miss)verstanden: an dem Jugendstil-Künstler Heinrich Vogeler und dem Dichter Rainer Maria Rilke.

Über die 1889 gegründete Künstlerkolonie im niedersächsischen Worpswede, der so unterschiedliche Zeitgenossen wie Paula Modersohn-Becker und Clara Westhoff, Rainer Maria Rilkes Ehefrau oder der später von den Nazis hofierte Fritz Mackensen und der von den Nazis vertriebene Heinrich Vogeler angehörten, ist schon viel erzählt und geschrieben worden. Jetzt hat sich der deutsche Schriftsteller Klaus Modick, Autor von erfolgreichen Romanen wie "Ins Blaue", "Der kretische Gast" oder "Sunset" - letzterer handelt von der Exilfreundschaft zwischen Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger - dieses künstlerischen Soziotops angenommen.

Im Mittelpunkt seines Romans "Konzert ohne Dichter" stehen der Maler Heinrich Vogeler und der Dichter Rainer Maria Rilke. Beide gehörten einige Jahre lang der Künstlerkolonie Worpswede an, und in Modicks Roman repräsentieren sie antagonistische Auffassungen vom Verhältnis zwischen Kunst und Leben. An ihrer Freundschaft und ihrer Entfremdung zeigt Modick, wie und warum beide sich und einander enttäuschen und auf die eine oder andere Weise scheitern mussten.

In seinem unterhaltsamen Worpswede-Künstlerroman verleiht Klaus Modick dem vielbeschriebenen Dilemma von Kunst und Leben eine neue Leichtigkeit und spöttischen Schwung, wobei er den Kommerz und die unterschiedlichen Selbstvermarktungsstrategien der Künstler nie aus dem Blick verliert. Während Rilke sich von hochmögenden Adelsdamen begönnern und durchfüttern lässt, muss Vogeler die banausischen Aufmerksamkeiten ordinär-reicher Mäzene über sich ergehen lassen. Diese selbstgefälligen, bornierten Förderer, ob sie nun Herr Roselius oder Herr Schneeli heißen, betrachten Kunst nur unter dem Kommerz-Gesichtspunkt. Manchmal suchen sie auch bloß was Lüsternes: "Det koof ick mir. Für überm Bett."

Service

Klaus Modick, "Konzert ohne Dichter", Roman, Kiepenheuer & Witsch Verlag