Suschitzky - Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie

"Wolf Suschitzky - Seven Decades of Photography" - so heißt ein Buch, das heute Abend im Wiener Literaturhaus in Anwesenheit des 102-jährigen Künstlers vorgestellt wird. Der Band mit Fotos aus sieben Jahrzehnten zeigt die Arbeit eines sozial engagierten Chronisten des 20. Jahrhunderts.

Morgenjournal, 19.5.2015

Suschitzky ist aus London angereist, dort lebt er seit 1934. Angesichts des Austrofaschismus war er als Sohn eines jüdisch-sozialistischen Buchverlegers aus Wien geflohen. In Großbritannien hat er nicht nur als Fotograf, sondern auch als Kameramann Karriere gemacht.

Reportage- und Porträt-Fotograf

Eines gleich vorweg: Kunstvolle Studioaufnahmen haben ihn nie interessiert, sagt Wolf Suschitzky. Er habe sich nie als Künstler angesehen: "Solange ich ein guter Techniker war, war mir das genug." Das ist britisches Understatement. Wolf Suschitzky ist nicht nur einer der bedeutendsten Vertreter des britischen Dokumentarfilms, als Reportage- und Porträt-Fotograf ist er mit seinen Arbeiten weltweit in renommierten Galerien und Museen vertreten. Das wollen die Filmkritiker Michael Omasta und Brigitte Mayr auch hierzulande bekannt machen. Für einen umfassenden Bildband haben sie gemeinsam mit Wolfgang Suschitzky aus über 10.000 Fotoarbeiten rund 170 Fotos ausgewählt, Fotos aus sieben Jahrzehnten - von 1930 bis 2002.

Aug in Aug

Michael Caine, der große britische Schauspieler und Guy, der große Gorilla aus dem Londoner Zoo. Die beiden teilen sich eine Doppelseite. Wenn man weiterblättert, sieht man Porträts von H. G. Wells, Alexander Fleming und Pandit Nehru, Kinderfotos aus den Slums neben eindringlichen Aufnahmen aus den Bergarbeitergebieten von Wales, Fotos aus dem bombardierten London.

"Ich habe die Sachen nie arrangiert, um sie zu fotografieren - außer vielleicht bei Porträts. Ich habe nie etwas gestellt", betont der Fotograf. Das gilt für sein fotografisches Oeuvre ebenso wie für die Filme von Wolf Suschitzky: Mit seinen Kameras ist er um die Welt gereist - nach Bali und Indien, Kambodscha und Kenia, Mexiko, Trinidad und Thailand. Das Ergebnis: rund 200 Filme, darunter der Gangsterklassiker "Get Carter" (1971) mit Michael Caine, der Oscar-prämierte Kurzfilm "The Bespoke Overcoat" (1956) und die James-Joyce-Verfilmung "Ulysses", die ihm anno 1967 den Britischen Academy Award einbrachte.

Einen Beitrag zur Gesellschaft leisten - das ist Wolf Suschitzky bis heute ein Anliegen. Vor ein paar Jahren habe er begonnen, digital zu fotografieren, sagt der 102-Jährige und fügt hinzu: aber nur Snapshots.

Service

Wolf Suschitzky Photos
Literaturhaus Wien - Di, 19.5.2015, 19.00 Uhr - Eine Hommage in Bild & Ton