Wiener Musiktheatertage

Wien bekommt ein neues Festival für zeitgenössisches Musiktheater: Unter dem Titel "Musiktheatertage" werden ab 27. August sieben Uraufführungen zu erleben sein; Spielorte sind das neue Theater Werk X sowie das umliegende Kabelwerk in Wien-Meidling.

Gentrifizierung und das Zusammenleben in den Städten, so lautet der thematische Schwerpunkt.

Kulturjournal, 19.5.2015

Das Hier und Jetzt soll sich im neuen Musiktheater widerspiegeln; Themen, die unter den Nägeln brennen, sollen den Produktionen zugrunde liegen und sämtliche Stilmittel bestimmen. So lautet die Prämisse von Thomas Desi und Georg Steker, beide als vormalige Produzenten der Wiener Musiktheatergruppen Zoon und progetto semiserio eingefleischte Akteure in diesem Genre.

Erste Produktion "Pizzeria Anarchia"

Hochpolitisch wird schon die Eröffnungsproduktion der Musiktheatertage: "Pizzeria Anarchia" heißt die internationale Koproduktion mit Sängern und Musikern der Neuköllner Oper Berlin und dem italienischen Tanztheater Balletto Civile. Das Thema wurde in diesem Fall sehr spontan gewählt: Denn gerade als sich die Mitwirkenden für erste Planungen in Wien trafen, räumte die Polizei unter großem medialen Aufsehen ein von Punks besetztes Lokal im zweiten Bezirk, eben die "Pizzeria Anarchia". Thomas Desi fühlte sich an ein groteskes Theater erinnert und nahm die Ereignisse kurzerhand in sein Konzept für die neue Produktion auf.

Ausgehend von der Flüchtlingskrise untersucht Thomas Desi in der Eigenproduktion "Ujamaa Paradise" den europäischen Blick auf Afrika und suchte nach einer Geschichte, in der sich der Kontinent selbst erzählt. Gestoßen ist er auf "Ujamaa", eine eigenständige Form des Sozialismus, mit der Tansania die Situation im postkolonialen Zeitalter selbst gestaltete.

Schauplatz der Musiktheatertage ist das im letzten Herbst eröffnete "Werk X" im zwölften Bezirk, das über zwei Säle verfügt und so einen allabendlichen Spielbetrieb ermöglicht. Zwei Produktionen der Wiener Gruppe Oper Unterwegs werden an Plätzen des umliegenden Wohngebiets "Kabelwerk" stattfinden. Ein großes Ziel des Festivals ist die Vernetzung mit der internationalen Musiktheaterszene, sagt Georg Steker.

Und das heimische Publikum soll erstmals Musiktheater in verdichteter Form erleben, so der Plan. Besonders weit offen stehen die Türen dabei für junge Menschen: Alle unter 25 haben bei den Musiktheatertagen freien Eintritt.

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