Dürre in Kalifornien

Seit Jahren leidet der US-Bundesstaat Kalifornien unter einer schweren Dürre - heiße Sommer und milde Winter ohne Schnee und Regen haben zu akutem Wassermangel geführt. Flüsse trocknen aus, das Grundwasser sinkt. Anfang April hat der Gouverneur von Kalifornien sogar den Dürre-Notstand ausgerufen und den Städten drastisches Wassersparen verordnet. Am härtesten trifft die Dürre die kalifornische Landwirtschaft, vor allem das Central Valley, wo mehr als die Hälfte des in den USA konsumierten Obst und Gemüse produziert wird.

Mittagsjournal, 23.5.2015

Aus Kalifornien,

Es ist kurz vor Mittag in Mendota, einer kleinen Stadt mitten im kalifornischen Central Valley – Frauen sitzen vor ihren Häusern, junge Männer lungern am Straßenrand: Normalerweise werden wir um diese Jahreszeit auf die Felder geholt, um Tomaten auszusäen, sagt der 24jährige Jose, vor ihm drei Flaschen Bier. Aber ich habe seit Monaten nicht mehr gearbeitet. Es gibt keine Jobs mehr, weil es kein Wasser mehr gibt.

Und zwar nicht nur am Feld – auch die Brunnen der Stadt trocknen langsam aus: Wir können nicht mehr waschen und baden, wann wir wollen. Und wenn wir unsere Gärten bewässern, müssen wir hohe Geldstrafen zahlen, wettert die 53jährige Lisa. Außerdem ist das Wasser nicht gut zu trinken. Ich kaufe Trinkwasser im Supermarkt – aber das ist teuer.

Die Dürre hat Mendota hart getroffen, vor allem die ärmeren Bewohner, und die Einwanderer. Jeder dritte hat hier keinen Job mehr – Armut und Alkoholismus haben in Mendota die Oberhand gewonnen – da helfen auch die wöchentlichen Essensausgaben nicht mehr: Die Menschen wollen keine Almosen, sagt der Bürgermeister. Sie wollen arbeiten. Aber die Regierung leitet das Wasser, das wir hier haben sollten, in die Flüsse weiter, um die Fische zu retten. Das ist absurd.

Der Umweltaktivist Andrew Fahlund ist da anderer Meinung. In seinen Augen ist die Landwirtschaft Teil des Problems. Denn schon jetzt verbrauchen die Bauern im Central Valley 80% des kalifornischen Wassers – und sind außerdem, anders als die Städte, von den landesweit verordneten Einsparungen ausgenommen: Es wäre wichtig, dass auch die Bauern ihren Teil dazu beitragen, Wasser zu sparen. zb, indem sie andere Pflanzen anbauen. Ich weiß, dass die Landwirtschaft wichtig für unsere Wirtschaft ist. Aber unsere Flüsse und Bäche trocknen aus. Aber wir befinden uns hier am Ground Zero des Klimawandels – wenn wir die Art und Weise, Wasser zu verbrauchen nicht grundlegend ändern, begehen wir einen schweren Fehler.

Kritik, die Cannon Michael nicht auf sich sitzen lassen will. Der Großbauer hat in den vergangenen Jahren Millionen in neue Bewässerungssysteme investiert, in neue Wasserfilter und riesige Recycling Anlagen: Wir tun alles, um jeden Tropfen Wasser effizient zu nützen, sagt Michael, dessen Familie seit sechs Generationen Obst und Gemüse in Central Valley anbaut. eine Tomate braucht nun einmal Wasser, um zu wachsen. So funktioniert die Natur. Und die Leute, die uns attackieren, wollen gleichzeitig dreimal täglich essen. ich schäme mich nicht dafür, dass wir Wasser verwenden, um Tomaten anzubauen.

Doch diese Tomaten werden nun sowieso immer weniger. Wegen der Dürre musste Cannon Michael heuer jedes dritte Feld brachlegen: Wir haben wir 60% weniger Wasser zur Verfügung als in den vorigen – das bedeutet hunderttausende Dollar Verlust.

Noch sei er halbwegs flexibel, sagt Michael. Ein bis zwei Jahre Dürre könnte er finanziell gerade noch verkraften: Wir haben gerade neue Grundwasserbrunnen gebaut, sagt er. Aber was wir wirklich brauchen, ist Regen und Schnee. Und der ist in Kalifornien nach wie vor nicht in Sicht.