Roman von Albert Ostermaier

Lenz im Libanon

Der Münchener Schriftsteller und Theatermacher Albert Ostermaier hat in seinem neuen Roman die Biografie des Dichters Lenz ins 21. Jahrhundert transferiert. Begleitet wird der Held in Beirut von Samir, einem Fotografen, und Kassir, dem Führer, was immer wieder Anlass gibt zu monologartigen Auslassungen über den Missbrauch der Bilder im Krieg, über den Terror der Islamisten und dessen Wurzeln und über die die Rolle des Westens.

Service

Albert Ostermaier, "Lenz im Libanon", Roman, Suhrkamp Verlag

"Lenz im Libanon" basiert auf einer Reise, die Albert Ostermaier letztes Jahr unternahm: Der Autor war Teil einer Delegation, die den deutschen Außenminister in den Libanon begleitete. Er war Zeuge bei Besuchen in Flüchtlingslagern und Gesprächen - wie sein Lenz, der sich beeindruckt zeigt vom ernsten Bemühen eines Ministers in schier hoffnungsloser Mission, eines Mannes, der hier als sehr engagiert, integer und freundlich porträtiert wird.

Lenz ist reizbar und überempfindlich, eine gekränkte, narzisstische Persönlichkeit, die alles auf sich bezieht, Erlebtes und Halluziniertes nicht mehr auseinanderhalten kann und nirgendwo einen Halt findet. Er kommt auch in Beirut nicht zur Ruhe. Wie ein Irrer rennt Lenz durch die Stadt, lacht, weint, ringt nach Luft und denkt an den Tod, den Heldentod, den Selbsttod. Und dieses Getriebensein schlägt sich nieder im Stil der Erzählung, in einem Forttreiben in der Sprache, einem Mahlstrom der Worte. Der Text ist voller Sprachspiele, Paradoxa, Wortballungen, endloser Reihungen und ausufernder Satzperioden, und das ist auf die Dauer nicht wirklich originell.