Adele, die "Frau in Gold" im Kino

Unter allen Restitutionsfällen hat die Rückgabe der "Goldenen Adele" an ihre rechtmäßige Erbin Maria Altmann wohl die größte Aufmerksamkeit erregt. Die britisch-US-amerikanische Produktion "Frau in Gold" hat den Stoff jetzt fürs Unterhaltungskino aufbereitet.

Mittagsjournal, 1.6.2015

Unter allen Restitutionsfällen hat die Rückgabe der "Goldenen Adele" an ihre rechtmäßige Erbin Maria Altmann wohl die größte Aufmerksamkeit erregt. Zum einen, weil sich die österreichische Bundesregierung mit ihrer Hinhaltetaktik damals wahrlich kein Ruhmesblatt erworben hat, zum anderen auch, weil das Klimt-Gemälde nach seiner Rückgabe um den Rekordwert von 135 Millionen Dollar an den Großunternehmer Ronald Lauder verkauft wurde.

Mehr als sieben Jahre und unzählige Gerichtsverhandlungen dauerte es, bis Maria Altman im Jänner 2006 endlich die Goldene Adele zugesprochen bekam. Begonnen hatte der Marathon im November 1998. Im Film wird Altman, damals bereits jenseits der Achtzig, erneut mit ihrer tragischen Vergangenheit konfrontiert. Regisseur Simon Curtis: "Sie hört, dass die Restitutionsgesetze geändert werden und versucht daraufhin, als letzte Überlebende ihrer Familie, die Gemälde zurückzubekommen, die von den Nazis nach dem Anschluss geraubt worden waren."

Journalist Czernin bringt Fall ins Rollen

"Das ist die 'Mona Lisa' von Österreich", meint Aufdeckungsjournalist Hubertus Czernin im Film dann noch und macht Maria Altmann und ihrem jungen und ehrgeizigen Anwalt Randy Schönberg damit unmissverständlich klar, dass es kein Leichtes sein wird, die "Goldene Adele" zurückzubekommen. Verkörpert wird der 2006 verstorbene Czernin vom Deutschen Daniel Brühl. Im Film steht Czernin den beiden Klägern zwar hilfreich zur Seite, in der Realität war aber er es, der durch einen Dokumentenfund den Fall erst ins Rollen brachte. Die Hollywood-Dramaturgie macht daraus einen Wettlauf mit der Zeit, den der smarte Anwalt für sich entscheidet.

BBC produziert

Maria Altman verstarb 94-jährig im Februar 2011. Damit lag es am echten Anwalt Randy Schönberg die richtigen Produzenten für den dramatischen Stoff zu finden: "Mich haben viele Interessenten kontaktiert, aber erst als die BBC anfragte, hatte ich das Gefühl, dass der Stoff damit in die richtigen Hände kam. Dort legten sie nämlich sowohl auf die europäische Perspektive, also den kulturellen Aspekt der Geschichte Wert, als auch auf die amerikanische Sichtweise, die ganze Sache nämlich als Gerichtsthriller zu erzählen, die sie ja letztendlich auch war."

"Die Frau in Gold" erzählt in Rückblenden die Geschichte Maria Altmanns vor ihrer Flucht aus Wien. Wie sie in einem gemeinsamen Haushalt mit ihrer Tante Adele Bloch-Bauer aufwuchs, wie deren vergoldetes Porträt allgegenwärtig im Salon an der Wand hing und wie Altmann und ihrem Mann auf abenteuerliche Weise die Flucht aus Nazi-Österreich gelang.

"Mehr Anstand als die Regierung"

Dass Altmann ihren Fall ausgerechnet Randy Schönberg anvertraute, war dabei kein Zufall. Altmanns Mann war nämlich schon im Wien der Zwischenkriegszeit ein enger Freund von Schönbergs Großvater Erich Zeisl gewesen und beider Flucht endete schließlich in Hollywood.

Wer in "Die Frau in Gold" nach Fehlern sucht, wird sie finden, auch wenn das Vorhaben die komplexen Geschehnisse verständlich auf den Punkt zu bringen sehr gut gelungen ist. Und über die zahlreichen verkitschten Rückblenden soll hier auch hinweggesehen werden. Viel wichtiger ist es nämlich, dass das Thema Restitution einem Massenpublikum nähergebracht und die Figur der Maria Altmann, beeindruckend verkörpert von Helen Mirren, ins rechte Licht gerückt wird. Altmann zeigte nämlich, so Hubertus Czernin in einem seiner letzten Interviews, wesentlich mehr Klugheit und Anstand als Elisabeth Gehrer und der Rest der Regierung.