"Parcours d'amour" - Neue Doku von Bettina Blümner

Die deutsche Filmemacherin Bettina Blümner legt mit ihrem neuen Dokumentarfilm einen humorvollen und zugleich nachdenklichen Film vor: In "Parcours d'amour" beobachtet sie in Paris eine Gruppe von Senioren bei ihrer Passion für Tango und Rumba.

2007 begleitete Blümner in "Prinzessinnenbad" eine Gruppe von jungen Mädchen im Teenageralter durch Berlin-Kreuzberg. Der Film wurde in einer Nebenreihe der Berlinale und beim deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Morgenjournal, 2.562015

Die Liebe geht in "Parcours d'amour" durch das Tanzbein: Am frühen Nachmittag treffen sich die Protagonisten von Bettina Blümners Film in schummrigen Pariser Etablissements, um gemeinsam zu tanzen. An der Decke dreht sich die Discokugel. Durchschnittsalter um die 80; am liebsten tanzen sie Tango oder Rumba, etwas seltener einen Walzer.

Von den Tanzcafés begleitet Blümner ihre Protagonist/innen dann auch in ihre Wohnungen, tastet sich langsam zu ihren Lebensgeschichten vor, lässt sie durch Fotoalben blättern und erzählen: von Familie und Krieg, Krankheit und Einsamkeit. Da tanzt dann eine Frau allein durch ihre Wohnung, mit einem Mantel statt einem Partner in den Armen. Würde sie nicht tanzen, würde sie krank werden, also tanze und tanze sie.

Vor allem aber geht es in "Parcours d'amour" auch um verschiedene Spielarten der Liebe: um kurze Flirts oder die Suche nach dem Traumprinzen; um Tanzen für Geld mit dem Eintänzer und gegen die Einsamkeit, um Liebeskummer oder verflossene Liebschaften.

Gespür für kleine Momente und Stimmungen

Von Anfang an habe sie hier Parallelen gesehen zu den Teenagern, die sie in 2007 in ihrem Film "Prinzessinnenbad" durch Berlin begleitet hat, so Regisseurin Bettina Blümner. Zwei Damen beklagen sich da über die Männer, die nicht nur zum Tanzen in die Cafés kommen und die Situation ausnützen würden. Und in der nächsten Szene sieht man dann zwei Herren: Mit einem Fotobuch in der Hand prahlen sie, wetteifern wie kleine Buben, wer denn nun mehr Geliebte in seinem Leben gehabt habe.

Es ist dabei vor allem auch Blümners Gespür für ihre Protagonisten, für die kleinen Momente und die unterschiedlichen Stimmungen, das diesen Film so besonders macht. Wenn einer der Männer etwa vom Warten auf den Tod erzählt, dann lässt sich Blümner Zeit und hört zu, zeigt ihn gleich darauf aber mit großen Kopfhörern und fast schelmischem Grinsen auf seinem Bett liegend. Und gibt der Szene so ihre Leichtigkeit zurück, ohne dem vorher Gesagten seine Nachdenklichkeit zu nehmen.

Und so ist "Parcours d'amour" ein Film wie ein leichtfüßig getanzter Tango, bei dem Fehlschritte mit einem Lächeln quittiert werden, humorvoll und nachdenklich zugleich.

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