Ivo van Hove inszeniert "Kings of War"

Mit seiner Compagnie Toneelgroep Amsterdam findet Regisseur Ivo van Hove seit 14 Jahren eine immer wieder spannende, zeitgenössische Bühnensprache. Heute wird bei den Wiener Festwochen seine jüngste Produktion uraufgeführt: "Kings of War" basiert auf drei Königsdramen von Shakespeare.

Morgenjournal, 5.6.2015

Shakespeares Dramen "Henry V.", "Henry VI.", und "Richard III" liefern den Stoff für die jüngste Produktion des aus Belgien stammenden Regisseurs Ivo van Hove: "Ich wollte etwas über Führungsmacht machen, und da liefert Shakespeare das beste Material."

Die drei Könige können unterschiedlicher nicht sein: Henry V. sieht in seiner Funktion eine Mission - er führt Krieg gegen Frankreich und ist sich der Geschichte seines Landes bewusst. Seinem Sohn Henry VI. fehlt jeder politische Instinkt - er ist sehr gläubig und wird Opfer der Intrigen bei Hof. Und schließlich der machtgierige Richard III, der alles daran setzt, König zu werden.

"Allerdings ist er dann mit der Macht unglücklich, da er nicht weiß was er damit tun soll", so van Hove. Natürlich ließen sich da Analogien zum Heute sehen, doch darum geht es Ivo van Hove nicht, auch wenn in moderner Alltagskleidung gespielt wird: "Die Aktualität ist nicht das Interessante, man muss sich diese Geschichte auch in zehn Jahren ansehen könnten."

Stimmungen raffiniert eingefangen

Rund viereinhalb Stunden reine Spielzeit dauert "Kings of War". Da musste viel aus den drei Shakespeare-Dramen geschnitten und komprimiert werden. Ivo van Hove arbeitet mit Bild- und Textprojektionen, dazu kommen in Wien die deutschen Übertitel und eine ausgeklügelte Tonspur, mit Live-Überspielungen von Posaunen und manchmal einem Countertenor.

"Ich bevorzuge das Video, um etwas zu verschönern, sondern um ganz nah an die Emotionalität einer Szene, einer Figur zu kommen", so van Hove: "Das Video als ästhetisches Prinzip interessiert mich nicht." Diese Videos erlauben so auch eine räumliche Aufteilung der Spielflächen: auf, hinter und neben der Bühne Szenen simultan gezeigt, können Stimmungen sehr raffiniert eingefangen werden. Diese Formel kommt bei Ivo van Hove, der seit 14 Jahren die Toneelgroep Amsterdam leitet, immer wieder, wenn auch in abgewandelter Form, vor.

Im heutigen Kulturjournal können Sie ein längeres Interview mit Ivo van Hove, dem Regisseur von Kings Of War, hören. Ö1, 17.09.

Shakespeare-Kompilation "Roman Tragedies"

Diese Nähe zu den Akteuren, die er hier mit Live-Kamera und Bildschirm erreicht, hat er etwa 2009 in einer anderen Kompilation von drei Shakespeare-Tragödien, den "Roman Tragedies", mit denen er auch bei den Wiener Festwochen gastierte, so weit getrieben, dass die Zuschauer eingeladen waren, sich auf der Bühne zwischen die Akteure zu mischen.

"Kings of War" will Ivo van Hove auf keinen Fall als Fortsetzung von "Roman Tragedies" sehen. Zu der damaligen Aufführung hatte der Kritiker des "Guardian" gemeint, die sechs Stunden seien wie im Flug vergangen, und er hätte locker die letzte, sehr kompakte Stunde noch einmal sehen können. Mag sein, dass sich Ähnliches auch über die viereinhalb Stunden von "Kings of War" sagen lassen wird.

Service

Wiener Festwochen – Kings of War

Übersicht