Von Andrea Di Nicola und Giampaolo Musumeci

Bekenntnisse eines Menschenhändlers

Zwei Jahre lang haben der italienische Kriminologe Andrea di Nicola und der Journalist Giampaolo Musumeci entlang der Hauptrouten der illegalen Immigration recherchiert und mit vielen Schleppern gesprochen. Herausgekommen ist dabei ein Buch mit dem Titel "Bekenntnisse eines Menschenhändlers - Das Milliardengeschäft mit den Flüchtlingen".

Reiche Länder schützen sich vor Zuwanderung und definieren Quoten und strenge Auflagen für Menschen auf der Flucht. Politische Verfolgung und Krieg sind Gründe für eine vorübergehende Aufnahme, doch oft reichen sie nicht aus. Wirtschaftliche Not allein wird schon lange nicht mehr als Asylgrund akzeptiert. Bleibt als einzige Möglichkeit die illegale Einreise, und dazu bedarf es Strukturen, die, auch wenn das zynisch klingt, jenen eines Reiseveranstalters nicht unähnlich sind. Sie sind bloß teurer, ungemütlicher und nicht selten tödlich.

Service

Andrea Di Nicola, Giampaolo Musumeci, "Bekenntnisse eines Menschenhändlers - Das Milliardengeschäft mit den Flüchtlingen", Kunstmann Verlag

Der Titel des Buches "Bekenntnisse eines Menschenhändlers" ist irreführend. Die beiden Autoren haben bei ihren Recherchen mit mehreren Akteuren des Schleppergeschäfts gesprochen, mit Keilern und Schleusern, mit den kleineren Fischen also, die allerdings ganz nahe an den Menschen dran sind, die sie über die Grenze bringen sollen. Entsprechend interessant sind ihre Versuche, unmoralisches Handeln zumindest vor sich selbst kleinzureden, und dadurch ihre Skrupellosigkeit erst recht zur Schau zu stellen. Natürlich gibt es die Chefs der Branche, den Kroaten Josip Loncaric oder den Türken Muammer Kücük, doch an die kommt weder die Polizei noch ein Journalist heran. Und so erzählen die Autoren von der unteren Ebene des Menschenschmuggels.

Schade nur, dass sie sprachlich und stilistisch über sehr begrenzte Möglichkeiten verfügen und mitunter Erkenntnisse ankündigen, die sie dann doch nicht liefern. Weite Teile des Buchs sind transkribierte Interviews mit Schleppern. Da es sich dabei um Menschen mit eingeschränkter sprachlicher Kompetenz handelt, muten ihre Ausführungen doch eher hölzern und verworren an. Ein höherer gestalterischer Aufwand hätte dem Buch gut getan.