Andrea Breth inszeniert "Herzog Blaubarts Burg"

Heute Abend gibt es am Theater an der Wien die letzte große Premiere der Wiener Festwochen: Béla Bartóks Oper "Herzog Blaubarts Burg". Es dirigiert Kent Nagano, Regie führt Andrea Breth. Kombiniert wird der Einakter mit Schumanns "Geistervariationen" mit Elisabeth Leonskaja am Klavier und Festwochen-Intendant Markus Hinterhäuser.

Zu dieser Kombination sagte die Regisseurin in einem Interview mit der APA: "Ich hatte immer den Widerwillen, noch einen Einakter an Bartók dranzukleben. Bei einem nächtlichen Gespräch mit Markus Hinterhäuser kam dann die Idee mit Schumanns "Geistervariationen" auf. Das ist eine gemeinsame Irrsinnigkeit."

Szenenfoto: Ein fährt Frauen durchs Haar

v.l.n.r.: Sonja Chan, Nora Gubisch (Judith), Katrin Grumeth, Gábor Bretz (Herzog Blaubart)

Bernd Uhlig

Mittagsjournal, 19.6.2015

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Wiener Festwochen - Herzog Blaubarts Burg/Geistervariationen

Sieben Jahre "unaufführbar"

Béla Bartók hat seine Oper "Herzog Blaubarts Burg" 1911 fertiggestellt, die Uraufführung fand aber erst sieben Jahre später statt, so lange galt sie als unaufführbar. Diese Schwierigkeit bestätigt auch Andrea Breth: "Die Oper ist eine physische Auseinandersetzung zwischen Frau und Mann und Mann und Frau, dafür eine Erzählweise zu finden ist eine richtige Herausforderung." Darum wird der Einakter auch gern konzertant aufgeführt.

Raum für Interpretationen

Die Geschichte beruht auf dem Märchen Blaubart. Judith ist Herzog Blaubart in dessen düstere Burg gefolgt, dort findet sie sieben verschlossene Türen vor, nach und nach erkundet sie die dazugehörenden Räume. Auch die beiden letzten, vor denen Blaubart sie ausdrücklich gewarnt hat. Bela Balász hat daraus ein von Symbolen überladenes Libretto verfasst: So stehen etwa die verborgenen Räume für das Innenleben Blaubarts, das Judith erforscht. Auch das Ende lässt breiten Raum für Interpretationen, so Dirigent Kent Nagano: "Das Ende ist sehr merkwürdig, und das kann ein zu starkes Fragezeichen sein, ohne eine tiefe Bedeutung zu haben."

"Eine Erzählweise zu finden, ist nicht leicht"

Andrea Breth löst das folgendermaßen: "Für mich sind beide Opfer. Die Inszenierung endet bei uns damit, dass sie dem Untergang geweiht sind." In erster Linie habe sie aber Bartóks Musik an diesem Projekt gereizt, erzählt Andrea Breth, eine Musik, die einmal als "impressionistische Klangvisionen" des Komponisten beschrieben wurde. "Die Musik hat etwas Beunruhigendes. Sie geht mit der Orgel wie in einem Dom hoch, und dann ist sie wieder ganz leise. Sie macht mit dem Zuhörer etwas, und es ist nicht leicht, dazu eine Erzählweise zu finden, die nicht ständig unter dem Maß der Musik bleibt."

"Ein Totenreich, aber mit Humor"

Erstmals wird "Herzog Blaubarts Burg" zusammen mit Robert Schumanns "Geistervariationen" aufgeführt, am Klavier ist Elisabeth Leonskaja zu hören, außer bei der letzten Aufführung, am 25. Juni, da wird Festwochen-Intendant Markus Hinterhäuser spielen. Andrea Breth zu dieser Kombination: "Der Schumann hat auch etwas Endgültiges; es haucht etwas aus. Der zweite Teil ist im Unterschied zum ersten sehr still. Man muss sich darauf einlassen. Wahrscheinlich wird es Menschen geben, die sagen ‚Was soll denn das‘, andere werden damit vielleicht etwas anfangen können. Es ist ein Totenreich, aber mit Humor, wenn man es so auffassen kann."

"Herzog Blaubarts Burg" hat heute Abend am Theater an der Wien Premiere, Kent Nagano dirigiert, Nora Gubisch gibt die Judith, Gabor Bretz Herzog Blaubart, es spielt das Gustav Mahler Jugendorchester.

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