18. Juli bis 30. August

Salzburger Festspiele

Insgesamt sind es drei Opern und 18 Konzerte der Salzburger Festspiele, die Ö1 im Jubiläumsjahr 2015 überträgt - am 24. August jährt sich die erste Radioübertragung aus Salzburg zum 90. Mal. Eine Vorschau auf die (Opern-)Themen des Festivals.

Steinmasken

Steinmasken vor dem Festspielhaus

Luigi Caputo

"Wahrheit wagt' ich kühn zu sagen, und die Ketten sind mein Lohn." 99 Mal stand Beethovens Befreiungsoper seit 1927 auf dem Spielplan der Salzburger Festspiele, dazu kamen 2009 zwei konzertante Aufführungen durch Daniel Barenboim und sein West-Eastern Divan Orchestra. Diesmal dirigiert Franz Welser-Möst die Wiener Philharmoniker. Prominent besetzt ist auch die Bühne: Florestan ist der deutsche Tenor Jonas Kaufmann, Leonore die kanadische Sopranistin Adrianne Pieczonka. Die Premiere dieser Neuinszenierung durch Claus Guth – gleichzeitig die 100. szenische Aufführung des "Fidelio" in Salzburg - ist am 4. August live in Ö1 mitzuerleben.

Ingo Metzmacher und das ORF RSO Wien

Den Auftakt aber macht am 26. Juli in der Felsenreitschule die Oper "Die Eroberung von Mexico" von Wolfgang Rihm. Es ist bereits seine zweite Salzburger Opernproduktion nach "Dionysos". Auch diesmal gibt es eine literarische Vorlage: Antonin Artauds "La Conquête du Mexique" aus dem Jahr 1932. Der französische Utopist lässt darin die Conquista mit dem Tod Montezumas, dem Sieg der Unterdrückten und der Niederlage der Eroberer enden. Rihm hat für sein Musiktheater Texte aus Artauds absurd-anarchischem Drama mit aztekischen Gesängen und einem Gedicht von Octavio Paz verschnitten. Das Aufeinanderprallen der Kulturen steht im Zentrum, Montezuma und Cortez sind die Gegenspieler. Der Aztekenherrscher wird von einer Frau gesungen (Angela Denoke), der spanische Eroberer von Bo Skovhus. Im Graben und im Raum verteilt spielt das ORF Radio-Symphonieorchester Wien, am Dirigentenpult steht Ingo Metzmacher, der bereits 1992 die Hamburger Uraufführung dirigiert hatte.

Oper Nummer drei im Festspielsender ist die konzertante Aufführung von Jules Massenets Goethe-Vertonung "Werther". In der Titelrolle ist Piotr Beczala zu hören, Charlotte wird von Elina Garanca gesungen.

Sakralmusik in der Auftaktwoche

Die "Ouverture spirituelle", die heuer bereits zum vierten Mal die Salzburger Festspiele einleitet, ist in Ö1 unter anderem mit einem Recital des jungen deutschen Pianisten Herbert Schuch vertreten. Unter dem Titel "Invocation" spielt Schuch christlich inspirierte Werke von Liszt, Messiaen, Bach und Tristan Murail.

Zu diesem Thema gehört auch die As-Dur-Messe von Franz Schubert, Teil einer Mozart-Matinee mit dem Salzburger Bachchor und dem Mozarteumorchester unter Andres Orozco-Estrada. Die Wiener Philharmoniker tragen mit der f-Moll-Messe von Anton Bruckner zur Ouverture spirituelle bei. Ein zweites "Philharmonisches" ist die traditionelle Matinee am Marienfeiertag, dem 15. August. Da werden Erinnerungen an die Ära Karajan
wach: Karajan-Protege Anne-Sophie Mutter spielt das D-Dur-Violinkonzert von Tschaikowsky, der Dirigent ist Riccardo Muti.

Pierre Boulez zum 90. Geburtstag

"Salzburg contemporary" ist heuer dem großen französischen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez gewidmet, zu dessen 90. Geburtstag: Auch hier leistet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien seinen Beitrag mit Boulez‘ "Rituel in memoriam Bruno Maderna" und der ersten Symphonie von Gustav Mahler. Zwei Konzerte des Klangforum Wien sind in der Sendereihe "Zeit-Ton" zu hören: mit Werken von Boulez, Messiaen und der Uraufführung eines Auftragswerks der Salzburger Festspiele von Olga Neuwirth.

Besonders spannend dürfte die Wiedergabe von Pierre Boulez‘ "Répons" durch das Ensemble intercontemporain werden: Analog zum liturgischen Responsorium dialogisieren Instrumentalsolisten mit Orchestergruppen im Raum. Die österreichische Erstaufführung fand übrigens vor 23 Jahren ebenfalls bei den Salzburger Festspielen statt – damals noch unter der Leitung des Komponisten.

Orchesterkonzerte von Camerata Salzburg, West-Eastern Divan Orchestra (Daniel Barenboim am Pult und als Pianist bei Beethovens "Tripelkonzert") und Israel Philharmonic Orchestra mit Zubin Mehta ergänzen das Programm. Die Pianistin Mitsuko Uchida ist mit Beethovens "Diabelli-Variationen"; das Trio Christian Tetzlaff, Violine, seine Schwester Tanja am Violoncello und Lars Vogt am Klavier ist mit Dvorak und Schubert zu hören. Christian Gerhaher singt Lieder von Gustav Mahler, Anna Prohaska und das Ensemble Arcangelo schließlich musizieren Literatur aus Renaissance und Barock.