Griechenland: Ratloses Europa

Am Samstag haben 18 Euro Finanzminister klar gemacht - über eine Verlängerung des Hilfsprogramms wird nicht mehr verhandelt - aber über genau dieses Angebot, das es nicht mehr gibt, sollen die Griechen jetzt abstimmen. Ratlosigkeit herrscht in Europa.

Jean-Claude Juncker und Alexis Tsipras

APA/EPA/JULIEN WARNAND

Morgenjournal, 29.6.2015

Nach dem Krisen-Wochenende folgt eine Woche der Krisen-aufarbeitung - von einer Bewältigung ist man weit entfernt. In den großen Euro-Staaten jagt heute eine Krisen-sitzung die andere. Frankreichs Präsident Hollande trifft seine Minister in der Früh im Elysee-Palast. Die deutsche Kanzlerin Merkel berät zu Mittag mit den Partei- und Fraktions-chefs die Lage.

Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble sieht keine Möglichkeit mehr bis Dienstag das Blatt zu wenden. Ähnlich ratlos und fassungslos der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Mit seinem Umschwenken auf das Referendum hat Alexis Tsipras auch frühere Verbündete verprellt, wie den sozialdemokratischen Präsidenten des EU-Parlaments Martin Schulz. In Österreich findet auch Bundeskanzler Werner Faymann klare Worte: man könne nicht von Verhandlungen aufstehen und ohne Plan gehen.

Einen Plan, wie es weitergehen soll, hat aber auch die EU nicht. Den Staatsbankrott eines EU-Landes hat es noch nie gegeben. Kommissions-präsident Jean-Claude Juncker will sich heute Mittag bei einer Pressekonferenz zur Krise äußern. Gibt es neue Vorschläge, wird ein EU-Sondergipfel einberufen, lenkt Tsipras noch ein? Man weiß es nicht. Dass die Tür für Verhandlungen weiter offen steht, betont zumindest IWF-Chefin Christine Lagarde. Und sie deutet an, sollten die Griechen am Sonntag mit einem überwältigenden Votum für einen Verbleib im Euro stimmen, wären die Gläubiger zu weiteren Anstrengungen bereit.

So sehr die Euro-Länder das Referendum als absurd ablehnen, vielleicht liegt hier ein möglicher Ausweg - hin zu Verhandlungen, weg von der griechischen Staatspleite.