Frank-Sinatra-Buch zum 100. Geburtstag

Das Jahr 2015 ist auch ein Frank-Sinatra-Jahr: Im Dezember wird - unter anderem in zahlreichen Sendungen auf Ö1 - des 100. Geburtstags von "Frankie-Boy" gedacht. Schon dieser Tage erscheint eine Geburtstags-Monografie über einen der größten Entertainer des 20. Jahrhunderts - "Frank Sinatra und seine Zeit". Autor des Buchs ist der Wiener Journalist und Jazz-Experte Johannes Kunz.

Kulturjournal, 29.6.2015

Service

Johannes Kunz, "Frank Sinatra und seine Zeit", Langen Müller, München, 270 Seiten,

Am Donnerstagabend, den 2. Juli, präsentiert der Autor sein Buch in der Buchhandlung Morawa in Wien.

Las-Vegas-Showman

Mitte der Sechzigerjahre gehörte Frank Sinatra längst zum politischen und musikalischen Establishment der Vereinigten Staaten. Wie John F. Kennedy, wie Marilyn Monroe und der um zwanzig Jahre jüngere Elvis Presley war Sinatra eine amerikanische Ikone: "Er war einfach eine Persönlichkeit", sagt Johannes Kunz: "In unserem Vulgärjargon würde man sagen: Er war eine Rampensau. Er kam auf die Bühne, und man hat gewusst: Das ist ‚The Voice‘. Eine Legende. Er hat Charisma gehabt, er hat eine unglaubliche Ausstrahlung gehabt, und er war damals auch stimmlich in guter Verfassung."

Der Wiener Journalist und Jazz-Experte Johannes Kunz ist Frank Sinatra und seinem unverwechselbaren Timbre verfallen, seit er "The Voice" als Sechs- oder Siebenjähriger zum ersten Mal im US-Soldatensender Blue Danube Network gehört hat. In seiner Sinatra-Monografie geht es Kunz vor allem darum, den Sänger und Schauspieler in das politische und künstlerische Umfeld seiner Zeit einzubetten.

Sohn italienischer Einwanderer

Aufgewachsen ist Sinatra als Sohn italienischer Einwanderer in Hoboken/New Jersey, einer 70.000 Einwohner zählenden Arbeiterstadt am Hudson, nur wenige Kilometer von New York City entfernt. Politik spielte von Anfang an eine nicht unbedeutende Rolle in Sinatras Leben, erklärt Johannes Kunz: "Sein Elternhaus hat ihn politisch geprägt, seine Mutter war Funktionärin der Demokratischen Partei. Er hat sich sehr früh engagiert für die Bürgerrechtsbewegung, also er stand, wenn man so will, innerhalb der Demokratischen Partei am linken Flügel."

Künstlerisch war Frank Sinatra Autodidakt. Die Idole des jugendlichen Italoamerikaners aus Hoboken waren Bing Crosby, der Mainstream-Star der Dreißiger, und die tragische Jazz-Heroine Billie Holiday. Bald schon machte Frankie-Boy selbst Karriere: Als Vokalist der Tommy-Dorsey-Band war der schmächtige Swing-Bariton eine der großen, von ekstatischen Teenagern umkreischten Celebrities der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. "Mitte der 40er Jahre war er dann wirklich ein großer Star, ein Teenager-Idol. Er hat an der Spitze der Popstars in Amerika Bing Crosby abgelöst, er war damals wirklich die Nummer eins", so der Autor.

Auf profunde, gut lesbare Weise lässt Johannes Kunz in seinem Buch das Leben Frankie-Boys Revue passieren. Die vielberaunten Mafia-Kontakte des Stars kommen dabei ebenso zur Sprache wie seine Frauengeschichten und die politischen Metamorphosen des Sängers und Schauspielers, der sich in den Sechzigern, obwohl nach wie vor Mitglied der Demokratischen Partei, zum Anhänger des republikanischen Reaktionärs Ronald Reagan gewandelt hat. Bis zu seinem Tod Ende der 90er Jahre war Sinatra ein enger Freund des Ehepaars Reagan.

"Seine Tochter Nancy Sinatra hat erzählt, dass er, je älter er wurde, auch in seinen Ansichten konservativer war", so Kunz - politisch, aber auch musikalisch. Den Rock 'n' Roll und die Rockmusik lehnte Sinatra ebenso ab wie die Studentenbewegung der 60er Jahre. Gleichwohl blieb der Sohn einer Hebamme und eines erfolglosen Profiboxers aus Hoboken, der mit 80 noch auf der Bühne stand, ein musikalischer Titan.

"Er war ein Perfektionist. Er hat nichts dem Zufall überlassen, das kann man auch den Aussagen von Musikern entnehmen, mit denen er gearbeitet hat, wie etwa Count Basie oder Quincy Jones, die beide über ihre Zusammenarbeit mit Sinatra berichtet haben, beide haben ja auch Platten mit Sinatra eingespielt: Er hat wirklich nichts dem Zufall überlassen", sagt Johannes Kunz.

Am 14. Mai 1998 verstarb Frank Sinatras an den Folgen eines Herzinfarktes. Seine Stimme aber klingt auch heute, siebzehn Jahre nach seinem Tod, noch glanzvoll wie am ersten Tag.