Griechenland: Tourismus leidet
Der Tourismus ist Griechenlands wichtigster Wirtschaftszweig. Jährlich kommen über 20 Millionen Urlauber in das Land, Millionen Jobs hängen an der Tourismusindustrie. Während es in den letzten Tagen immer hieß, die aktuelle Krise habe keine Auswirkungen, gibt es nun erste Hinweise, dass die Griechenland-Buchungen zurückgehen.
8. April 2017, 21:58
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Mittagsjournal, 2.7.2015
Die Fernseh-Bilder von Schlangen vor den Bankomaten, verzweifelten Pensionisten und Demonstrationen für und gegen die EU bleiben offenbar nicht ohne Wirkung. Seit Montag buchen die Österreicher weniger Griechenland-Urlaube, bestätigt die Sprecherin von TUI Österreich, des größten Veranstalters von Griechenland-Reisen, Kathrin Limpel.
Die Rückgänge seien aber nicht dramatisch. Zahlen will die TUI-Sprecherin nicht nennen. Auch in Deutschland ist die Entwicklung ähnlich - die Deutschen stellen die größte Urlauber-gruppe in Griechenland. Vom Marktführer Thomas Cook-Neckermann heißt es, am Montag, nach der Zuspitzung der Krise, seien die Neu-Buchungen leicht zurückgegangen.
Weit dramatischer klingen Meldungen aus Athen. Der Verband der griechischen Tourismus-industrie SETE erklärt, es gebe für die Hotels praktisch keine Neubuchungen mehr. Und auch die Versorgungslage könnte sich bald zuspitzen: da die Hotels ihre Lieferanten aufgrund der Schließung der Banken und der Kapitalverkehrs-kontrollen nicht bezahlen können, könnte es in zwei Wochen zu Lieferengpässen bei Nahrungsmitteln und Getränken kommen, warnt der Verband SETE, dem 50.000 griechische Tourismus-Unternehmen mit mehr als 400.000 Beschäftigten angehören, von Hotels über Reise-büros bis zu Fähr- und Flug-gesellschaften. Der Tourismus-Verband wirbt wie andere Wirtschafts-gruppen offensiv für ein Ja beim Referendum am Sonntag, also für eine Zustimmung zu den Auflagen der Geldgeber.
Die Warnung vor Engpässen bei Hotelbuffets und Getränken können die heimischen Reise-veranstalter nicht nachvollziehen. Man stehe täglich in Kontakt mit den Reiseleitern in Griechenland - die Lage sei ruhig, die Versorgung ohne jede Probleme gesichert, sagt TUI-Sprecherin Limpel.
Von Thomas Cook Deutschland heißt es dazu, die Vorräte in den Hotels würden für den ganzen Sommer reichen. Kein Einbruch im Griechenland -Tourismus also, aber erste Rückgänge - wie es weitergeht wird nicht zuletzt vom Ausgang des Referendums und weiterer Verhandlungen abhängen. Eine gewisse Nervosität herrscht aber in der Branche - so wendet sich die deutsch-griechische Handelskammer mit der dringenden Bitte an die Deutschen ihre Urlaubspläne nicht zu stornieren - auch um ihre Solidarität zu zeigen.