Malia beim Jazz Fest Wien

Das Wiener Jazz Fest ist in vollem Gange und wartet an diesem Wochenende mit einigen interessanten Konzertpaarungen auf: darunter am Samstag Festival-Stammgast Melody Gardot, sowie die ursprünglich aus Malawi stammende Sängerin Malia mit ihrer Band.

Kulturjournal, 3.7.2015

Am Sonntagabend bespielen Rufus Wainwright und Angelika Kirchschlager gemeinsam die Wiener Staatsoper, und morgen Abend treten ebendort auch zwei große Frauenstimmen des Jazz, mit jeweils eigenen Programmen auf: Zum einen Festival-Stammgast Melody Gardot sowie die ursprünglich aus Malawi stammende Sängerin Malia mit ihrer Band. 1978 geboren, wuchs Malia in Malawi und London auf und lebt seit einigen Jahren in der Schweiz. In den letzten Jahren hat die Musikerin dabei einen erstaunlichen Wandel vollzogen.

Erstes Album "Yellow Daffodils"

Als Malia 2002 ihr Debütalbum "Yellow Daffodils" präsentiert, wurde sofort ihre "Gänsehaut-Stimme" bewundert, die Polkappen schmelzen lassen würde. Allerdings fanden sich die Bewunderer damals weniger im Feuilleton, denn in Frauenzeitschriften wie "Brigitte" oder "Freundin". Im dicht besiedelten musikalischen Terrain zwischen Jazz, Pop und Soul gehört das angebliche Kokettieren mit Ella Fitzgerald oder Billie Holiday Attitüden längst zum Standard-Repertoire der Pressetexter und auch Malia wurde dieses früh attestiert. Aber zu Recht, wie die Sängerin spätestens 2011 mit ihrem Album "Black Orchid" bewiesen hat.

"Black Orchid" - Kniefall vor Nina Simone

Eigentlich war es ein unmögliches Unterfangen, ein Kniefall vor Nina Simone, ein Album voll mit Liedern, die schon die 2003 verstorbene Diva gesungen hat. Aber Malia machte aus den so oft gehörten und gespielten Songs ihre eigenen. Und so, wie sie Jazz-Klassikern auf "Black Orchid" einen neuen Anstrich verpasst hat, bewegte sich Malia auch selbst mit ihrem jüngsten Album "Convergence" auf für sie unbekanntes Terrain.

Neues Album "Convergence"

Noch nie hat sich Boris Blank, eine Hälfte der legendären Schweizer Elektronik-Pioniere Yello mit einem anderen Musiker als seinem jahrzehntelangen Partner Dieter Maier ins Studio gesetzt - bis zu dieser Zusammenarbeit mit Malia. Sie brachte die Texte mit, er legte im Studio das elektronische Fundament, das der Sängerin musikalische Freiräume bescherte, wie wohl selten zuvor.

Rückkehr zu afrikanischen Wurzeln

Mit Boris Blank an diesen Elektro-Sounds - ganz ohne Instrumente zu arbeiten -, sei für sie eine Entwicklung in eine ganz neue Richtung gewesen, so Malia. Es sind teils sehr persönliche Lieder, über ihre Brustkrebserkrankung etwa, oder jenes düstere "Turner's Ship", in dem sie nicht nur musikalisch zu ihren afrikanischen Wurzeln zurückkehrt:

"Ich habe dieses Lied geschrieben, nachdem ich den Film 'Kisangani Diary' von Hubert Sauper gesehen habe. Ein Film darüber, was der Krieg mit Menschen macht. Etwa zur gleichen Zeit habe ich dann William Turners Gemälde ‚The Slave Ship‘ gesehen, das Unterdrückung anprangert. Dieses Bild hat mich in meine Kindheit in Malawi zurückversetzt. Und irgendwie haben diese beiden Dinge dann zusammengefunden." Die neuen Songs vom jüngsten Malia-Album "Convergence" stehen auch im Mittelpunkt des morgigen Konzerts in der Staatsoper. Begleitet wird die Sängerin dabei von einer vierköpfigen Band.

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