Kurzessay zu Markus 6, 7 - 13
Kennen Sie Oberrohrbach? Ein kleiner Ort in Niederösterreich, im Weinviertel, zwischen Korneuburg und Stockerau. Vor zwei Wochen war ich das erste Mal dort. Eingeladen von Pfarrer Franz Forsthuber zum „Sondergottesdienst“.
8. April 2017, 21:58
Am letzten Sonntag im Monat wird er gefeiert, abends, schon seit sieben Jahren. Seit es eben die neue Kirche gibt. Moderne sakrale Architektur auf einem Hügel über dem Dorf, holzverkleidet und lichtdurchflutet. Liturgie als offene Begegnung. Zwölf glänzende Platten aus Metall erinnern an die zwölf Apostel.
„Und herbei ruft er die Zwölf“, heißt es am Beginn des heutigen Bibelabschnitts. „Er machte die Zwölf, epoíesen dódeka“, so Markus wörtlich, in einem früheren Kapitel seines Evangeliums, „er setzte sie ein, damit sie mit ihm seien“ (Mk 3,14). An dieser Stelle führt Markus auch alle ihre Namen an, beginnend mit Simon Petrus über die zwei Brüder Jakobus und Johannes bis zu Judas Iskariot. Zwölf: die vollkommene Zahl, unüberbietbar in ihrer Ganzheit. Eingeprägt in die Geschichte Israels mit seinen zwölf Stämmen. Damit, dass Jesus „beginnt, sie auszusenden, apostéllein“ (V.7), damit bestimmt er diese Zwölf zu „Aposteln“, zu bleibenden Sendboten, zu den Trägern eines – seines – Neuen Bundes.
„Sie machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf“ heißt es in Vers 12. Im griechischen Original steht kerýssein, „verkünden“, „Herold sein“ für die metánoia, für das „Um-Denken“, den „Sinnes-Wandel“. Mich fasziniert immer wieder, wie bewusst Markus diese beiden Worte einsetzt. Bereits im vierten Vers seines Evangeliums ist zu lesen: „Johannes verkündet eine Taufe der Umkehr“ (Mk 1,4). Und im gleichen ersten Kapitel, nur ein paar Zeilen später, „verkündet Jesus das Evangelium Gottes“ (Mk 1,14). Zuerst Johannes am Jordan, dann Jesus in Galiläa – und jetzt der gleiche Auftrag an den engsten Jüngerkreis: „Verkünden!“
Historisch gesehen ist aber klar: als Markus Jesu Aussendungsrede formuliert, also etwa um das Jahr 70, da ist der Mund der frühchristlichen Missionare verstummt, da ist ihr radikal einfaches Wanderdasein längst vorbei. Wahrscheinlich schon im Jahr 42 in Jerusalem: als erster der zwölf Apostel stirbt Jakobus, hingerichtet unter Herodes Agrippa. Fast genau zwei Jahrzehnte später in Rom: Simon Petrus erleidet den Märtyrertod. Derselben Christenverfolgung unter Kaiser Nero fällt auch Paulus zum Opfer. Er, der nicht zum Zwölferkreis zählt, legt allergrößten Wert darauf, auch „Apostel“ genannt zu werden; in jedem seiner Briefe pocht er darauf.
Zurück zum eben gehörten Evangelium: „Viele Dämonen warfen sie hinaus“, so lautet wörtlich der letzte Satz, „und sie salbten mit Öl viele Kranke und heilten“ (V.13). Apostelsein hat, wie Markus es klar darstellt, zwei Brennpunkte: Verkündigen, ‚kerýssein‘ und heilen, ‚therapeúein‘. Daran hat sich die frühe Kirche orientiert. Daran orientiere auch ich mich auf meinem Weg zu leben und zu glauben.
Vor kurzem habe ich im Buch ‚Himmelsspuren“ von Carola Moosbach einen Segen gefunden:
„In deine Angst – eine ruhige Stimme
Gegen den Schmerz – eine tröstende Hand
Für deine Hoffnung – stärkende Worte
In deine Wut – keine klugen Sprüche
Gegen die Langeweile – einen schönen Film mit Schokolade
Für dein Glück – gottfarbene Tage“