Ausstellung über Essen im alten Rom

Das antike Rom mit über einer Million Einwohnern zu versorgen, das erforderte eine Logistik, die man mit unseren modernen Zeiten vergleichen kann. Wie die Stadt Rom in Sachen Lebensmittel funktionierte, erklärt derzeit die spannende und informative Ausstellung "Das Imperium ernähren" im römischen Ara Pacis Museum.

Kulturjournal, 14.7.2015

Ausgestreckt auf den Triclini, den Ruhebetten der alten Römer, wird gespachtelt. Mit den Finger, die man sich an Servietten und Togen abputzt. Gerichte mit Papageienzungen, Pfauenbrüstchen, Delfinflossen und Straußenei-Omelette. Dazu gibt es Wein aus Griechenland, Gallien und Sizilien. Man plaudert, trinkt und lacht. Und dann wird getanzt, ausgelassen, und das elegante Dinner in der Domus des reichen Trimalchio wird schlüpfrig und erotisch.

Das Gastmahl des Trimalchio ist die längste erhaltene und die bekannteste Episode aus dem nur fragmentarisch überlieferten altrömischen Roman "Satyricon" von Petronius Arbiter. Der römische Regisseur Federico Fellini drehte zu diesem üppigen Gastmahl 1969 einen Film - frivol und somit ganz im Stil des ausgehenden Dolce Vita.

Hat es in der römischen Antike nach Gastmählern tatsächlich Bunga-Bunga gegeben? Auf diese Frage muss die Historikerin Orietta Rossini lächeln: "Eine gute Frage! Sicherlich gab es da erotische Momente, aber in der Regel aß man nur und wenn die alten Römer Bunga-Bunga suchten dann ging sie ins Bordell."

Genussmittel aus der ganzen Welt

Festmähler waren im antiken Rom keine Seltenheit. Dass es Lebensmittel in Hülle und Fülle gab, verdeutlich die Ausstellung in Rom. Lebens- und Genussmittel, die aus aller Welt in die Metropole am Tiber gebracht wurden, weiß Orietta Rossini, Ko-Kuratorin der Ausstellung mit dem Titel "Das Imperium ernähren": "In gewisser Weise kann man schon damals von einer Globalisierung sprechen. Ein wohlhabender Römer konnte im Macellum, das war nicht einfach ein Markt, sondern ein Ort wo man Delikatessen kaufte, alle Leckereien aus der damals bekannten Welt erwerben. Zum Beispiel Pfeffer, der extrem viel kostete, weil er aus Indien importiert wurde."

In diesen Luxushops konnten die Gutbetuchten auch gleich Köche anmieten, die daheim die Speisen zubereiteten.

Herkules-Aufgabe Logistik

Im antiken Rom lebten im Kaiserreich etwa 1,5 Millionen Menschen. Die mussten vor allem mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden. Die Ausstellung kommt natürlich auch auf die Luxus-Aspekte der Ernährung zu sprechen - zeigt Fresken aus antiken Speisezimmern, kunstvoll verzierte tragbare Öfen, um Speisen aufzuwärmen, und kostbarstes Tafelsilber -, erklärt aber vor allem den logistischen Hintergrund der Versorgung der größten Stadt der Antike. Das war eine Herkulesaufgabe, die wie ein Uhrwerk funktionierte, erklärte Historikerin Orietta Rossini:

"Die Organisation der Logistik ist faszinierend: Das Reich besaß keine eigene Handelsflotte. Ein vom Kaiser für dieses Amt ernannter Bürger war für die Versorgung der Hauptstadt verantwortlich. Er zeichnete hunderte von Verträgen mit Bauern und Großgrundbesitzern im ganzen Mittelmeerraum. Man vermutet, dass etwa 200 Tausend privilegierte Bürger Roms jeden Monat 35 Kilogramm Mehl erhielten, pro Person. Dann auch Wein, alles vom Staat bezahlt."

Hafen des Kaisers Trajan

Die Ausstellung zeigt wie über den Hafen des Kaisers Trajan die Hauptstadt mit Handelsgütern versorgt wurde. Ein achteckiger Hafen, der mit dem Tiber über einen erst vor kurzem wieder entdeckten künstlichen Kanal verbunden war. Dieser Hafen, heute im Inland gelegen, weil sich die Küste verschoben hat, war einer der größten im Mittelmeer. Das Hafenbecken und die riesigen Magazine sind noch gut erhalten und können seit kurzem besichtigt werden.

Über den Trajanshafen gelangten zum Beispiel jährlich Zehntausende von Amphoren mit Wein nach Rom. Orietta Rossini: "Schätzungsweise 1.600.000 Tausend Hektoliter Wein würde während des frühen Kaiserreiches in Rom konsumiert - pro Jahr. Ein ganzer Fluss ist das!"

Kuriose Objekte

Die Ausstellung erklärt anhand von antiken Objekten, darunter Amphoren, Mahlgeräte, Gläser und Reliefs mit Darstellungen zur Lebensmittelzubereitung und zum Handel auch antike Raritäten. Das sicherlich kurioseste Ausstellungsstück ist eine so genannte "Larva Conviviale".

"Bei Festmählern war es üblich über die Vergänglichkeit des Lebens nachzudenken", erklärt Orietta Rosini: "Dazu warf man solche Larve auf den Tisch oder zwischen die Schalen mit Leckereien. Eine Larva ist ein kleines von Hand, aus Knochen oder Metall, gefertigtes Knochengerüst, bei dem sich die knochigen Arme und Beine bewegen. Diese Larve sollte daran erinnern, das Leben noch mehr zu genießen. 'Carpe Diem', das war das Lebensmotto."

Service

Museo dell’Arca Pacis - Nutrire l'Impero. Storie di alimentazione da Roma e Pompei