Ernesto Netos weiche Skulpturen in Krems
Dem brasilianischen Bildhauer Ernesto Neto, der erst im Vorjahr mit seiner großen Show im Guggenheim Museum Bilbao gefeiert wurde, widmet die Kunsthalle Krems eine Retrospektive - als Teil einer Doppelausstellung, die mit der TBA21 entstanden ist.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 18.7.2015

Ernesto Neto, "Paxpa – There Is a Forest Encantada Inside of Us, 2014" (Detail), Installationsansicht Kunsthalle Krems, 2015
Ernesto Neto, Foto: Christian Redtenbacher
Service
Kunsthalle Krems - Ernesto Neto
Nach der Präsentation der neuesten Arbeiten Ernesto Netos in der TBA21 wird nun in Krems seine Werkentwicklung beleuchtet: von seinen ersten Versuchen mit einem neuen Skulpturenbegriff vor 25 Jahren bis hin zu seinen aktuellen Auseinandersetzungen mit brasilianischen Mythen.
Skulpturen, wie eine Umarmung
Mit seinen interaktiven Kunstwerken reussierte Ernesto Neto am internationalen Kunstmarkt. So vertrat er etwa 2001 Brasilien bei der Biennale in Venedig. Es waren große weiche Skulpturen zum Anziehen, in die man sich hineinbegeben und geborgen fühlen konnte.
Bis heute ist Ernesto Netos Bildhauerei wie eine liebevolle Umarmung. Das fühlt man, wenn man sich in eines der Kunstwerke in Krems als menschliches Gewicht hineinhängt und etwa 60 cm über dem Boden schwebend das Gefühl hat, in einer riesigen bunten Vulva zu sitzen. Auf diese Weise will Ernesto Neto sein Publikum aus der hektischen Konsumwelt herausführen, hinein in ein harmonisches Universum, eine Oase, in der sich der Besucher entspannen kann und ausatmen, sagt der Künstler. Dass er in seine neuesten Arbeiten die schamanistischen Rituale Brasiliens samt hallizinogenem Lianensud einarbeitet, (übrigens legalisiert in den USA) erleichtert sicher die Vorstellung, dass alles in Fluss ist.