Meisterwerke islamischer Kunst in Rom
Im Museum Scuderie del Quirinale in Rom sind ab Samstag Hauptwerke der islamischen Kunst aus 1.400 Jahren - von Indien bis Marokko - zu sehen: Malereien, Stoffe, Keramiken oder architektonische Dekorationselemente aus der Sammlung al-Sabah in Kuwait. Eine Ausstellung, die vor allem Vorurteile abbauen möchte.
8. April 2017, 21:58

dpa/Peer Grimm
Kulturjournal, 21.7.2015
Die Sammlung al-Sabah in Kuwait gilt als eine der reichsten und wertvollsten weltweit. Die rund 35.000 Objekte aus der gesamten islamischen Welt wurden 1990, als der Irak das Land eroberte, nach Bagdad transportiert. Mit Hilfe der UN und der USA wurde die Sammlung nach dem Golfkrieg wieder nach Kuwait gebracht, wo sie seitdem in Wechselausstellungen zu besichtigen ist.
Ein Meisterwerk islamischer Porträtkunst
Der junge Mann mit dem großen weißen Turban auf dem Kopf sitzt auf dem Fußboden, wahrscheinlich im Schneidersitz, genau erkennen kann man das nicht, weil sein Körper in einen weiten hellbrauen Kaftan gehüllt ist. In seiner linken Hand hält er ein Blatt mit der Darstellung einer Person. Die rechte Hand dieses Miniaturmalers führt einen Pinsel. Der Mann ist sehr konzentriert auf seine Arbeit. Der Künstler einer nordindischen Zeichnung, die aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt, bringt perfekt den konzentrierten Gesichtsausdruck des dargestellten Künstlers zum Ausdruck. Ein Meisterwerk islamischer Porträtkunst. Die es ja eigentlich nicht geben dürfte.
"Der Islam war nie ikonoklastisch"
Schlecht informierte Journalisten verbreiten immer wieder die Information, dass der Islam porträtfeindlich sei und verweisen auf die Terrormiliz IS, die bildliche Darstellungen von Menschen zerstört. Eine grobe Fehleinschätzung, erklärt Giovanni Curatola, Kurator der islamischen Kunstschau in Rom: "Es ist einer der großen Fehler bei der Einschätzung des Islam wenn man annimmt, dass der Koran die Darstellung von Menschen verbietet. Der Islam war nie ikonoklastisch. Deshalb haben wir für die Kunstschau in Rom viele Personendarstellungen aus über 1400 Jahren islamischer Kunst ausgesucht. Der einzige Unterschied, den der Islam in Sachen Personendarstellungen macht, ist der zwischen öffentlichem und privatem Raum."
Darstellungen im öffentlichen und privatem Raum
Während im öffentlichen Raum geometrische Formen dominieren, finden sich Personendarstellungen, wie die Zeichnung mit dem Miniaturmaler, in Privathäusern. Das Spannende an der islamischen Kunstschau in Rom ist diese thematische Trennung in öffentlich und privat. Giovanni Curatola hat rund 300 Werke - darunter Malereien, Stoffe, Keramiken, Gegenstände aus Edelmetall und architektonische Dekorationselemente - aus der Sammlung al-Sabah in Kuwait ausgesucht, von denen einige zum ersten Mal in Europa zu sehen sind.
Mit Vorurteilen aufräumen
Anhand von Ausstellungsstücken mit geometrischen und Blumenmotiven will Curatola auch mit dem Vorurteil aufräumen, dass die islamische Kunst, so wie man sie in Moscheen sieht, nur einfach dekorativ und somit ohne tiefe Bedeutung sei. "Die Moslems unseres Mittelalters waren große Wissenschaftler. Die grundliegende Idee der so genannten dekorativen Kunst besteht im Unendlichen. Gott hat keinen Anfang und kein Ende", erklärt der Kurator. Die dekorativen Elemente öffentlicher Bauten scheinen endlos zu sein. Sie sind der künstlerische Ausdruck philosophisch-religiöser Überzeugungen des Islam. Das Kunst gewordene Prinzip der Endlosigkeit Gottes.
Die Besucher/innen haben die Möglichkeit bei dieser Kunstaustellung mit Vorurteilen aufzuräumen, oftmals geschürt durch journalistische Falschinformationen im Zusammenhang mit islamistischen Terroristen wie IS.
Service
Scuderie del Quirinale - Arte della Civiltà Islamica. La Collezione al-Sabah, Kuwait
25. Juli bis 20. September