Ari Turunens "kurze Geschichte der Arroganz"

Kann mir bitte jemand das Wasser reichen?

Auf die eigene Fehlerlosigkeit beharren, das Bagatellisieren von Dingen, die man nicht kennt und das Leugnen von Tatsachen, die im Widerspruch zum eigenen Weltbild stehen - wer diese Merkmale bei sich entdeckt, der ist, geht es nach Turunen, am besten Weg zur Arroganz.

Schaufensterpuppe mit Sonnenbrille

(c) Schimmer, ORF

Ari Turunen arbeitete 20 Jahre lang als Wissenschaftsjournalist, heute hält Vorträge über kulturgeschichtliche Themen und schreibt Bücher über Kuriosa wie Aberglauben, Trinkgewohnheiten, Lügen und zuletzt über die Arroganz.

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Ari Turunen, "Kann mir bitte jemand das Wasser reichen? - Eine kurze Geschichte der Arroganz", Nagel und Kimche Verlag

Die Redewendung "Auf großem Fuß leben" geht auf viel Blasiertheit im Mittelalter zurück: nur Barone hatten damals das Recht, grotesk lange Schuhe zu tragen, schreibt Turunen. Der Schnabel der Schuhe beim gewöhnlichen Volk hingegen durfte höchstens fünfzehn Zentimeter lang sein. Amüsant schildert Turunen auch die Überheblichkeit von Vertretern großer Sprachgebiete: Franzosen und Briten kämpften lange Zeit ja um das Recht, ihre Muttersprache überall verwenden zu dürfen.

Die Geschichte, dass Arroganz nie etwas anderes hervorgebracht hat als Kriege, Katastrophen, Hass und eine Unzahl von Misserfolgen, nicht zuletzt für den Arroganten selbst, schreibt Turunen. Ari Turunen trägt viele historische Anekdoten zusammen, über hochmütige Herrscher, arrogante Bankdirektoren, die trotz Krise ungern auf ihre Boni verzichten und über Demut und Toleranz. Am Ende zitiert Turunen den antiken Philosoph Ariston von Chios, der glaubte, man könnte Überheblichkeit heilen, in dem man sich unerwartete Glücksfälle in Erinnerung rufe. Oder wenn es nach Turunen geht, der Arroganz versucht mit einem Lächeln zu begegnen, indem man weniger über andere und mehr über sich selbst lacht.