Jubel für "Figaros Hochzeit" in Salzburg

Bei den Salzburger Festspielen gab es am Dienstag die zweite Opernpremiere dieses Sommers: die Neuinszenierung von "Figaros Hochzeit" vom Festspielchef Sven Eric-Bechtolf. Er vollendet damit Mozarts Da-Ponte-Trilogie. Die ersten beiden Teile wurden in den letzten zwei Jahren vom Publikum zwar gut, von der Kritik aber nicht sehr euphorisch angenommen.

Morgenjournal, 29.7.2015

Keine Frage, diese "Nozze di Figaro" sind beim Festspielpublikum äußerst gut aufgenommen worden. Jubel gab es für das Sängerensemble, für Dirigat und Regie. Es ist ein Feel-good-"Figaro", der die Komödienmaschine der Oper trefflich bedient.

Sven Eric Bechtolf inszeniert in einem Haus mit verschiedenen Kammern, mit Weinkeller und Schlossküche, man ist in den zwanziger Jahren - wie so oft in seinen Inszenierungen -, und vieles wirkt wie aus den beliebten Fernsehserien mit englischem Landadel. Es darf gelacht werden: Die dunklen, düsteren Stellen des Figaro, die die letzte Salzburger Inszenierung von Claus Guth so sehr betont hat, verlieren da an Kraft. Besonders eklatant ist das in der herzzerreißenden Arie der Gräfin über die verlorenen Momente der Liebe, die auf einem Stockerl in der Gesindeküche frontal ins Publikum gesungen wird.

Anett Fritschs vokale Leistung ist aber ebenso tadellos wie der überraschende Cherubino der Margarita Gritskova, die die Pianos trefflich setzt. Sie gehört wie Adam Plachetka zum Ensemble der Wiener Staatsoper, und dort hat er den Figaro schon besser gesungen als bei der gestrigen Premiere. Luca Pisaroni ist der erprobte Graf und Martina Jankova eine überzeugende Susanna. Ein Wiedersehen gibt es mit dem englischen Opernstar vergangener Tage Ann Murray, die die Marcellina gibt, die erfährt, dass sie Figaros Mutter ist.

Dieser "Figaro" ist wohl die gelungenste Inszenierung der drei Da-Ponte-Opern von Sven Eric Bechtolf, wenn sie so ähnlich auch vor fünfzig Jahren bei den Festspielen hätte stattfinden können - was die einen freuen, die anderen ärgern mag. Erfreulich ist jedenfalls das Dirigat des aus Israel stammenden Dan Ettinger, der mit "Figaro" vor zehn Jahren schon an der Bayrischen Staatsoper debütiert hat und ihn an der Met und an der Pariser Oper dirigiert hat. Das merkt man: Es ist ein frischer, temperamentvoller Zugriff, anders als der getragene, altmodisch wirkende von Christoph Eschenbach, der ja bei den zwei anderen Da-Ponte-Opern von der Kritik in der Luft zerrissen wurde.

Die schwierigen Ensembleszenen mit der verwirrenden, verwickelten Geschichte von Figaros Hochzeit bekommt die Aufführung gut in den Griff, da hapert es manchmal musikalisch mit dem Zusammensingen. Aber im Orchestergraben sitzen ja die Wiener Philharmoniker, und die stehen sowohl für die Menschen auf der Bühne als für jene im Zuschauerraum für höchste Mozart-Qualität.

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Salzburger Festspiele - Le nozze di Figaro