Cid Rim

Clemens Bacher alias Cid Rim ist Musiker und Produzent. Regelmäßig tritt der Jazz-Schlagzeuger mit Dorian Concept und The Clonious auf, daneben ist er als Solokünstler tätig und verbindet Funk- und Hip-Hop-Einflüsse in der Elektronischen Musik.

Kulturjournal, 31.7.2015

Cid Rim komponiert und produziert meist zu Hause, in seiner Wiener Wohnung. Er führt durch das Wohnzimmer bis in sein Studio; durch das große Fenster blickt man auf Baumwipfel und Dächer. Im Raum stehen unter anderem ein Wurlitzer, ein Keyboard und zwei Gitarren. Die Drumsticks liegen griffbereit neben den Boxen und dem Computer. Analog und digital, Klavier und Computer, liegen bei ihm nahe beieinander. Auch, wenn er komponiert.

"In der Regel fängt es klassisch Songwriter-mäßig an: Am Klavier oder am Wurlitzer überlege ich mir eine gewisse Akkordfolge, eine Melodie oder beides. Das baut sich dann im Rechner weiter auf - teilweise mit aufgenommenen Sachen, mit den Instrumenten, die hier herumstehen."

Dynamischer Wechsel

Nach der Matura studierte Clemens Bacher am Wiener Konservatorium Jazz-Schlagzeug. Heute tritt er mal mit Computer und Drumpad, mal am Schlagzeug auf. Ähnlich bedient er auch die Geräte im Proberaum. Wie an einem Schlagzeug sitzt er zwischen seinen Instrumenten. Die eine Hand auf den Tasten des Wurlitzers, die Andere am Monitor, zeigt er, wie er vor Kurzem an einem neuen Stück arbeitete.

So wie er zwischen den Instrumenten wechselt, so dynamisch bewegt er sich zwischen den Musikgenres. Schon als Kind spielte er Klavier, als Teenager Schlagzeug. Zu dieser Zeit entdeckte er auch die Möglichkeiten der Musikprogramme am Computer. Seine musikalische Entdeckungsreise begann aber im Jazz. Sein Vater war ebenfalls Jazz-Musiker.

"Er hatte irrsinnig viele Jazz- und Funkplatten zuhause. Als Kind war diese Musik normal für mich. Ich habe sie im Auto oder zu Hause gehört. Als Teenager bin ich über Hip-Hop-Platten, die sich samplemäßig an alten Jazz-Platten bedienen, mitunter auf dieselben Platten gekommen, die mein Vater schon gehört hat. Das ist recht interessant. Das Recycling hat mich zurück Originalprodukt gebracht."

"Eine Collage an Einfüssen"

Neben eigenen Produktionen, arbeitete er beispielweise mit dem amerikanischen Hip-Hop-Künstler Theophilus London oder arrangierte einige seiner Produktionen für eine größere Jazz-Band neu. Cid Rims Musik erscheint beim schottischen Label Luckyme oder dem Wiener Label Affine Records. Zwischen den Genre-Stühlen, fühle er sich wohl.

"Weil mir auch nicht nur eine Musikrichtung oder eine Art Nummern zu schreiben gefällt, sondern ich recht vielseitig interessiert bin, versuche ich immer, alle Einflüsse auf einmal in die Nummer hineinzupacken. Das funktioniert manchmal besser, manchmal schlechter. Aber in Wahrheit ist es die Collage an Einflüssen, die man hat. Das ist sehr interessant, finde ich." Mehrere kleine Teile lassen ein buntes, dichtes und zugleich klares Bild entstehen. Wie im Fall von "More Than You" von Class Actress, das er neu verarbeitete.

Ganz abgeschlossen sind diese Prozesse aber selten. Immer wieder entstehen neue Improvisationen - im Studio und auf der Bühne. Das merke Clemens Bacher auch während seiner musikalischen Zusammenarbeit mit Dorian Concept und The Clonious. Seit über 15 Jahren spielen sie zusammen im klassischen Band-Format.

"Die Bühne ist eigentlich immer noch mit Abstand der beste Proberaum. Da geht's ans Eingemachte und da merkt man, was für Sachen funktionieren. Die Spannung der Improvisation ist viel mehr gegeben, wenn das nicht in einer geschützten Werkstätte im Probenkeller funktioniert, sondern vor Leuten auf einer Bühne."

Der Spaß bringt Inspiration

Hinter seinen ausgeklügelten Tracks steckt hörbar die Leidenschaft für Musik. Und so ist die Antwort auf die Frage nach seiner Inspiration: der Spaß an der Musik.

"Ich versuch immer ein bisschen quer zu denken, und zu schauen: Was kann man daraus Neues machen, das noch niemand gemacht hat? Oder was kann man in dem Moment machen, das ich noch nie gemacht habe? Einfach ein bisschen die Zugänge zum Arbeiten im Prozess ändern oder sich selber überraschen. Das Ganze soll ja bei der Arbeit auch Spaß machen, sonst würde man es ja nicht selbst machen. Das ist eigentlich eine ganz gute Inspirationsquelle, dass man sich während der Arbeit ganz gut selbst unterhält."

In dem Studio in seiner Wohnung scheint er sich tatsächlich gut zu unterhalten. Clemens Bacher alias Cid Rim lässt ein dichtes Netz aus Musikrichtungen, Melodien, Stimmen und Drum-Beats entstehen und webt es stets weiter.

Service

Heute Abend spielt Cid Rim beim Poolbar-Festival in Feldkirch.
Poolbar