"Island of Freedom" beim Sziget-Festival

"Sziget" heißt auf Ungarisch "Insel". Und auf einer Insel in der Donau, im Zentrum von Budapest, findet jeden Sommer eines der größten Festivals Europas statt: Heute startet die 23. Ausgabe des Sziget-Festivals unter dem Motto "Island of Freedom" und bietet eine Woche lang jeden Tag rund 200 Programmpunkte - von Rock- und Popkonzerten über Zirkus und Straßenkunst bis hin zu Ausstellungen und klassischer Musik.

Morgenjournal, 10.8.2015

"Let me entertain you" wird es wohl von der Hauptbühne schallen, wenn Robbie Williams auf seiner gleichnamigen Tour heute Abend beim Sziget-Festival Station macht. Auf den Superstar folgen etwa die ebenfalls britische Indie-Band Florence and the Machine, Sängerin Ellie Goulding, die US-Band Kings of Leon oder die Nu-Metaller Limp Bizkit.

Island of Freedom

Unter dem Motto "Island of Freemdom" inszeniert sich das Sziget als Erlebniswelt, ja als Inselstaat der Lebenslust, und das mitten in Budapest: auf der Donauinsel Óbuda. Längst locken nicht nur die großen Headliner: Auf der Europe Stage treten etwa Nachwuchsbands aus ganz Europa auf, in einem aus Paletten gebauten Kolosseum wird elektronische Musik gespielt, und auf einer "fidelio" genannten Bühne für Klassik und Jazz ist etwa Astor Piazzolas einzige Oper "Maria de Buenos Aires" zu erleben.

Neben dem Musikprogramm wird zudem spektakuläres Straßentheater geboten, eine eigene Bühne für Queer Culture lädt zu Varieté und Diskussionen, und auch die Budapester Kunstszene ist vertreten. "Auf der Insel haben wir Kunst ausgestellt, es geht sozusagen um 360 Grad Art, alle Art von Kunstformen", sagt der Geschäftsführer des Sziget-Festivals, Tamás Kádár.

Den harten Wettbewerb am Festivalmarkt bekommt allerdings auch das Sziget zu spüren: Die Superstars schrauben ihre Gagenforderungen immer mehr in die Höhe, und so musste man in den letzten Jahren vor allem bei den kleineren Acts einsparen. Eine ausschließlich der Roma-Musik gewidmete Bühne wurde da etwa mit dem World-Music-Bereich zusammengezogen.

Interveniert die Politik?

Offene Worte zur Budget-Situation, aber auch zur Politik hat die bisherige Programmchefin des Sziget, Fruzsina Szép, gefunden. Vergangenes Jahr berichtete sie etwa von vereinzelten Versuchen, politisch genehme Künstler ins Festivalprogramm hineinzuintervenieren. Szép hat das Unternehmen mittlerweile Richtung Deutschland verlassen - aus eigenem Antrieb, sagt Tamás Kádár. Und zu den Interventionsversuchen meint der Sziget-Geschäftsführer: "Wir erfahren solche Interventionen in den letzten Jahren sehr wenig. Es kommen Leute aus mehr als 80 Ländern und insofern können wir uns von der Politik fernhalten, und das wollen wir auch."

Trotzdem: In Zeiten, in denen die Regierung Orbán Grenzzäune errichtet, um Asylsuchende abzuwehren, kann man das Motto des Sziget-Festivals, "Island of Freedom", ja auch als Botschaft verstehen.