Über geheime Städte und verlorene Räume

Die seltsamsten Orte der Welt

Immer wieder hört man, dass die Welt bis in den hintersten Winkel vermessen und erforscht sei. Google Earth und ähnliche Computerprogramme verstärken den Eindruck, dass man sogar von zu Hause aus Einblicke in sämtliche Gebiete unseres Planeten haben kann. Doch es gibt Orte, die sich dennoch unserem Sichtfeld entziehen. Alastair Bonnett stellt diese in seinem neuen Buch vor.

"Alaistair Bonnetts Reise zeigt, dass der Drang nach Erkundung nicht aufhört, sondern neu definiert werden muss."
Ivo Kaufmann

Das Bedürfnis, an einen geheimnisvollen Ort zu entfliehen sei, so der Autor Alastair Bonnett, noch nie so stark gewesen wie heute. Das Gefühl, dass selbst die exotischsten Urlaubsorte relativ leicht erreichbar sind, sowie jenes, dass der gesamte Planet "minutiös erforscht und überwacht" ist, führen dazu, dass die Gier nach Orten, die mysteriös, überraschend oder zumindest noch nicht völlig abgetrampelt sind, immer größer würde.

Ein moderner Auswuchs dieser Sehnsucht sind die "Urban Explorer", Menschen, die ihre Entdeckerlust in stillgelegten U-Bahnschächten, verlassenen Villen oder aufgegebenen Fabriken stillen. Ein absoluter Hot-Spot der Szene ist die geheime Welt unter Minneapolis-Saint Paul im US-Bundesstaat Minnesota. Beschrieben wird ein gigantisches unterirdisches Labyrinth, das aus sieben miteinander verbundenen Tunnelsystemen und zahllosen künstlichen und natürlichen Höhlen besteht. Dazu passt ein bizarrer Streit zwischen den Entdeckern und Beschützern unter dem Stichwort "Cave Wars".

Neben zahlreichen kuriosen Geschichten zu den vorgestellten seltsamen Orten macht das Buch vor allem eines klar: Je mehr wir wissen, wo sich was befindet, die Welt also nahezu vollständig vermessen und sortiert ist, desto stärker meldet sich das Gefühl des Verlusts. Der Mensch will entdecken, auch dort, wo es scheinbar nichts mehr zu entdecken gibt.

Service

Alastair Bonnet, "Die seltsamsten Orte der Welt", C. H. Beck