Skurrile Komödie "Planet Ottakring"

8. April 2017, 21:58

Der Pate ist tot und Ottakring versinkt im Chaos: Vom hippen Vorstadt-Grätzel, zu dem die Gegend rund um Yppenplatz und Brunnenmarkt in den letzten Jahren geworden ist, ist in Michi Riebls "Planet Ottakring" wenig zu spüren. Da ist der 16. Bezirk Spielwiese von Kredithaien und Schlägerbanden, und die kleinkriminelle Welt steht Kopf, seit Disko, der alte Pate verstorben ist. Und in dessen Fußstapfen soll nun der junge Wiener Sammy treten, ein sympathischer Macho und Kleingangster.

Der Film versammelt dabei ein buntes wie illustres Figurenkabinett: von der gefürchteten Tante, die einen Latexsklaven im Büro hält und deren Neffen als Inkassoeintreiber für Unruhe sorgen, bis hin zur deutschen Volkswirtschaftsstudentin, die es nach Ottakring verschlägt weil sie für eine Seminararbeit mit sozialer Relevanz recherchieren will.

Che Guevara vom Yppenplatz

Es ist ein Spiel mit Klischees und überzeichneten Figuren die Regisseur Michi Riebl immer wieder an der Grenze zum Slapstick aufeinander loslässt: Gangsterkomödie trifft Liebesgeschichte, trifft Sozialromantik und Kapitalismuskritik. Denn in Anlehnung an das reale "Wunder von Wörgl" - bei dem in den 1930er Jahren der Bürgermeister der Gemeinde Schwundgeld, eine Komplementärwährung eingeführt und damit die lokale Wirtschaft angekurbelt hat, probiert Sammy im Film ähnliches in Ottakring.

Für Riebl waren die Dreharbeiten zum Film dabei ein Heimspiel: Der Filmemacher ist in Ottakring aufgewachsen und dementsprechend groß sei auch von Anfang an die Begeisterung über Mike Majzens Drehbuch gewesen. Aus dem Drehbuch hat Michi Riebl letztlich eine leichte Sommerkomödie geformt: Denn die verschiedenen Erzählstränge mit ihrem skurrilen Personal und der Fülle an Nebenfiguren knüpft er nach und nach zu einem roten Faden zusammen, den er dann fast märchenhaft zu Ende erzählt. Mit dem Strizzi der zum Grätzlhelden wird, quasi ein Che Guevara für den Yppenplatz.