Bernhard Aichners Thriller "Totenhaus"

Mit seinem Krimi "Totenfrau" hat der Tiroler Schriftsteller Bernhard Aichner letztes Jahr einen großen Erfolg gelandet. Nun erscheint mit "Totenhaus" der mit Spannung erwartete Folgeband.

Bernhard Aichner

FOTOWERK AICHNER

Mittagsjournal, 14.8.2015

Bernhard Aichner hat mit seinem Krimi "Totenfrau" einen Erfolg gelandet: Hunderttausend verkaufte Exemplare im deutschsprachigen Raum, dazu wurden zahlreiche Lizenzen, von Korea bis in die USA verkauft. Der Londoner "Independent" bezeichnete das Buch als Garant für schlaflose Nächte und in Übersee überlegt man derzeit, das Buch zur TV-Serie zu machen. Nun erscheint mit "Totenhaus" der mit Spannung erwartete Folgeband.

Von der Jägerin zur Gejagten

Da ist sie wieder, die ungewöhnliche Hauptfigur Bernhard Aichners: die Polizistengattin Brünhilde Blum. In "Totenfrau" hat sie nicht nur die Mörder ihres Mannes ermittelt, als selbst ernannter Racheengel sorgte sie auch für Selbstjustiz. War Blum in der "Totenfrau" noch die Jägerin, so wird sie im Folgeband "Totenhaus" zur Gejagten. Bei einer Exhumierung hat die Polizei die Leichenteile ihrer Mordopfer entdeckt und eine internationale Großfahndung nach der Serienmörderin ausgeschrieben. Ihre Flucht beschreibt Bernhard Aichner in der ihm typischen atemlosen, fast telegrammartigen Sprache.

Das Buch lebt dabei von den rasanten Wechseln: Mal befindet man sich in Blums Kopf und sucht mit ihr nach Auswegen aus der misslichen Situation, und im nächsten Moment ist man zurück im äußeren Geschehen. Für Orts- oder Personenbeschreibungen ist da kein Platz. Und auch gar kein Bedarf. "Ich lasse mir selber und auch meiner Leserin Raum, sich meine Heldin vorzustellen. Fragt man zehn Leute: Wie sieht die Blum aus?, so sagt jeder etwas Anderes", sagt der Autor.

"Die Wirklichkeit ist viel brutaler"

In Sachen Dramaturgie hat Bernhard Aichner einiges von amerikanischen TV-Serien gelernt. Stundenlang sei er vor dem Fernseher gesessen und habe sich deren Erfolgsgeheimnis abgeschaut. Etwa die Kapitel mitten im Geschehen enden zu lassen, so dass das Umblättern zum Muss wird.

Gleichzeitig hilft ihm beim Schreiben sein beruflich geschultes Denken in Bildern, denn Aichner hat lange Jahre als Presse- und Werbe-Fotograf gearbeitet. "Nur zwei, drei Mal wurde ich zu einem Mordalarm gerufen", erinnert sich Aichner; "es war immer klar: Das will ich nicht. Die Wirklichkeit ist wo viel brutaler, als das, was ich schreiben kann - das ist bitter. Ich bin lieber in meinen Geschichten. Ich kann mir die Welt schönschreiben."

Mit "Totenfrau" hat Bernhard Aichner einen fast unternehmerisch geplanten Bestseller vorgelegt, und mit "Totenhaus" schreibt er sein Erfolgskonzept fort. Die ersten Neider sind deshalb schon auf den Plan getreten, dabei kann man Aichner eigentlich nur vorwerfen, dass sein peitschender Stil zu Lesegeschwindigkeitsübertretungen führt. Aber solche Vorwürfe lässt sich ein Unterhaltungsautor wahrscheinlich nur zu gerne gefallen.

Service

Bernhard Aichner, "Totenhaus", Verlag btb