Lesbos überfüllt

Die Flüchtlingssituation auf der griechischen Insel Lesbos wird von Minute zu Minute dramatischer. Lesbos ist sozusagen das Tor zu Europa für die Flüchtlinge, die über die Türkei kommen. Aber die Insel ist inzwischen hoffnungslos überfüllt, heute Nacht hat es wieder Zusammenstöße zwischen Flüchtlingen und der Polizei gegeben. Griechenland hat jetzt die EU um Hilfe gebeten.

Flüchtlinge

AP/SANTI PALACIOS

Mittagsjournal, 8.9.2015

Die Situation auf Lesbos ist erbärmlich, sagt ein griechischer Minister, wir stehen am Rand einer Explosion, meint ein anderer. Beide haben Recht, denn Lesbos kann mit der Anzahl der Flüchtlinge nicht alleine fertig werden. 25.000 sind dort gestrandet, bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 85.000 eine unbewältigbare Belastung. Es wäre vergleichsweise so, als würden 2 Millionen Flüchtlinge in Österreich ankommen. Ein Flüchtling beschreibt die Situation so: Das ist kein Platz zum Leben, hier will ich nicht bleiben. Wir brauchen nur die Papiere, damit wir nach Athen kommen. Es gibt hier kein Essen, kaum Wasser und keine medizinische Versorgung.

In improvisierten Lagern stehen Zelte, mache mehr schlecht als recht, viele Familien müssen auch unter freiem Himmel auf den Straßen schlafen. Überall liegt Müll herum, in Cafes und Restaurants fragen viele, ob sie wenigstens die Toiletten benützen dürfen. Dennoch sind die, die gerade ankommen auch glücklich - darüber, dass sie es geschafft haben. Bei aller Aufregung und Angst vor dem, was noch kommt, wie einer von ihnen sagt.

Die Polizei ist ebenso überfordert, wie die Verwaltung, auch bei der Bevölkerung von Lesbos liegen die Nerven blank. Stundenlang stellen sich die Flüchtlinge in der Sonne und Hitze an, um sich registrieren zu lassen, denn nur so bekommen sie die Papiere die notwendig sind, um ein Fährenticket nach Athen ergattern zu können. Doch die Registrierung läuft zäh, verlangsamt alles. Immer wieder gibt es Aufregung unter denen, die sich anstellen und die Polizei ist schnell mit Schlagstöcken zur Hand. Auf einem ehemaligen Fußballfeld wurde das Registrierungszentrum eingerichtet, die griechische Regierung und das UNHCR haben weitere Mitarbeiter hingeschickt, um den Prozess zu beschleunigen. Auch neue Schiffe sollen wieder kommen, um die Flüchtlinge Richtung Festland zu befördern.

In der vergangenen Nacht hat es dennoch wieder Zusammenstöße zwischen Flüchtlingen und der Polizei gegeben, als viele Menschen versuchten, auf ein von der griechischen Regierung bereitgestelltes Schiff zu kommen. Oft machen Gerüchte die Runde und lösten Menschenansammlungen aus, nur damit sich nach Stunden herausstellt: alles nicht wahr. Für diejenigen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, eine ebenso unhaltbare Situation, wie für die Menschen, die auf Lesbos leben.