Mumok-Sammlung gegen den Strich gebürstet

"Blühendes Gift. Zur feministischen Appropriation des österreichischen Unbewussten" - unter diesem Titel zeigen ab 10. September Studenten der Akademie der Bildenden Künste ihren Blick auf die Sammlung des Museums Moderner Kunst.

Kulturjournal, 9.9.2015

Die Studierenden des Programms "Master in Critical Studies" haben dabei das Unterste zuoberst gekehrt. Was dabei herauskommt, ist verblüffend: Eine völlig unkonventionelle Präsentation der Sammlung, die einiges an Überraschungen zu bieten hat.

Hier wird einem bewusst, wie konventionell es ist, was man gewöhnlich in Ausstellungen so sieht. Die immergleichen Highlights an den Wänden: die Picassos und Mondrians oder die riesigen Schinken der Zeitgenossen, die man sofort wiedererkennt - die gibt es hier nicht! Jede Wand ist ästhetisch aufgebaut, wie ein Blatt eines Grafikers. Inhalt und Leere wechseln in harmonischem Rhythmus oder erzeugen faszinierende Spannungen. Es ist eine prickelnde Inszenierung von Kunstwerken, die zum Teil nicht einmal die Kuratoren im MUMOK je gesehen haben, wie Hauskuratorin Susanne Neuburger sagt.

Neuburger spricht den Studierenden ein großes Lob für ihre Arbeit aus. Ebenso Dietrich Dietrichsen, der Leiter des Programms „Master in Critical Studies“.

Da die "Pop Art" Ausstellung noch läuft und der Wiener Aktonismus gerade gezeigt wurde, fallen die üblichen Verdächtigen der Kunst nach 1945 weg, erklärt die Studentin Sara Lenerer.

Und so kommt es, dass Arbeiten wie die große weiche Schallmauer von Pino Pascali mit der herausgestreckten von Würmern zerfessenen Riesenzunge der kaum bekannten Künstlerin Veronika Bromowa in einen spannenden Dialog tritt, und einen Schritt weiter auch die bisher nicht ausgestellte Arbeit von einer österreichischen Künslterin namens Islode Joham zum Eyecatcher wird.

Zu den Objekten haben die Studierenden Texte verfasst, die sich irgendwo zwischen Gossip und Literatur einordnen lassen, wie Sara Lenerer erklärt. Inka Meisner sagt, sie seien anfangs auf ihrer Suche nach Kunstwerken oft enttäuscht gewesen über alles, was sie nicht vorgefunden hätten. Vor allem natürlich die Kunst von Künstlerinnen für ihr feministisches Thema.

Ein ruhiger friedlicher Raum, in dem die Kunstwerke viel Platz für die Entfaltung ihrer Wirkung haben überzeugt da ebenso wie ein Raum, in dem die Spannung zwischen agressiveren Arbeiten vorherrscht.