Petzner-Buch: "Haiders Schatten"
Er war "Haiders Schatten" und so lautet auch der Titel des Buches, das Stefan Petzner am Freitag veröffentlicht. Der frühere BZÖ-Generalsekretär und heutige PR-Unternehmer schrieb ein persönliches Buch über einen Menschen, "der mein Leben geprägt hat". Der Titel beziehe sich aber auch auf den Schatten, den die "Lichtgestalt" Jörg Haider geworfen habe.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.9.2015
Schüchterner Bauernbub, Stotterer und Klassenaußenseiter träumt von der großen Politik und landet tatsächlich mit 22 Jahren als Berater an der Seite von Europas einst meistkritisiertem Rechtspopulisten - so erzählen manche Freunde die Geschichte von Stefan Petzner, der nach dem Ende seiner politischen Karriere bei FPÖ und BZÖ ein Buch über seine Zeit als Weggefährte und Vertrauter Jörg Haiders geschrieben hat. "Haiders Schatten" heißt es und erscheint heute, genau einen Monat bevor sich Haiders Tod am 11. Oktober zum 7. Mal jährt. Petzner zeichnet darin ein erstaunlicherweise nicht durchgängig positives Bild seines Idols, enthüllt Haiders letzte Geheimnisse und erteilt ein Kapitel lang politische Ratschläge, was man tun muss, um Rechtspopulisten zu entzaubern.
"Haiders Schatten - an der Seite von Europas erfolgreichstem Rechtspopulisten", Verlag edition a, ist ab heute erhältlich.
Haider war Schauspieler
Jörg Haider der die FPÖ fallen lässt, beschreibt Stefan Petzner als ein Kind das seine Sandburg zerstört. Ohne Plan das BZÖ gründet. Haider wie er Geld an die Kärntner verteilt, auf der narzistischen Suche nach Liebe. In seinem Buch rüttelt Petzner heftig am Mythos Jörg Haiders: die einen hätten ihn verdammt, die anderen vergöttert. Dazwischen gab es nichts. Aber Haider sei weder das eine noch das andere gewesen, er war weder gut noch böse, so Petzner. Haider war ein sensibler, zerbrechlicher, sehr empfindlicher Mensch, sagt Petzner, konfliktscheu nach innen. Und er war ständig auf der Suche nach Applaus.
Und Haider war ein begnadeter Schauspieler, der sich jeder Situation, jedem Gesprächspartner perfekt angepasst hat. Am Ende sei das Tragische gewesen, dass er nicht mehr gewusst habe, wer er wirklich sei in all den Rollen, die er gespielt habe, sagt Petzner.
Rechtspopulisten ignorieren
Sehr ausführlich beschreibt Petzner Kampagnen, an denen er selbst federführend mitgewirkt hat. Etwa die Demontage der SPÖ-Konkurrentin Gabriele Schaunig. Oder die Anti-Ausländer-Kampagne "Kärnten wird Tschetschenfrei", die SOS Mitmensch vor kurzem noch als die niederträchtigste in der Geschichte der zweiten Republik bezeichnet hat. Kann sich Petzner da, im Nachhinein betrachtet, noch in den Spiegel schauen? Er sagt, der Bogen sei teilweise überspannt worden, es seien Fehler begangen worden.
Derartige Grenzüberschreitungen, Tabubrüche sind das Stilmittel von rechtspopulistischen Parteien, verteidigt sich Petzner. Sein Job sei es gewesen Wählerstimmen zu maximieren, das sei gelungen. Aber, so Petzner, er wolle mit dem Buch, ein bisschen etwas zurückzugeben.
Petzner gibt sich geläutert und hat ein Kapitel dem Thema gewidmet: Wie Rechtspopulisten funktionierten und wie man ihnen das Handwerk legt: mit Ignorieren. Haider habe nichts mehr vergrämt als ignoriert zu werden, schreibt Petzner und empfiehlt Rechtspopulisten nicht auf emotionaler Ebene zu schlagen, sondern auf der Sach- und Fachebene. Da seien sie verwundbar. Sie hätten keine Antworten und keine Lösungen.
Das Buch erscheint nicht zufällig vor der Wien Wahl, sagt Petzner und empfiehlt, die Versprechen von FPÖ-Chef Heinz Christian Strache nachzurechnen. Zum Beispiel, 1500 Polizisten mehr, Steuern senken, mehr Geld für Pensionisten, alles ist gratis – wie solle sich das ausgehen, die Versprechen seien unerfüllbar.
Eine Ölquelle von Saddam Hussein
Einst selbst der blauen Stimmenmaximierung verpflichtet, befindet Petzner nun Rechts- und Linkspopulistische Parteien haben in einer Demokratie zwar ihren Sinn. Doch sie sollten nicht mehr als 5 bis 10 Prozent haben. Und dann lüftet Petzner noch die letzten Geheimnisse Jörg Haiders. ZB dass Haider eine Ölquelle besessen hat, die ihm Ex-Diktator Saddam Hussein geschenkt habe.
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"Haiders Schatten - an der Seite von Europas erfolgreichstem Rechtspopulisten", Verlag edition a, ist ab heute erhältlich.